Ergänze vergessenes Markup für Texte aus Äthergarn
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10 \begin{document}
11 \raggedbottom
12 \begin{center}
13 \textbf{\huge\textsf{Die Jagd nach dem Kometentier}}
15 \bigskip
16 Sean O'Connell
18 \end{center}
20 \bigskip
22 \begin{flushleft}
23 Dieser Text wurde erstmals veröffentlicht in:
24 \begin{center}
25 Die Steampunk-Chroniken\\
26 Band I -- Æthergarn
27 \end{center}
29 \bigskip
31 Der ganze Band steht unter einer
32 \href{http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0/de/}{Creative-Commons-Lizenz.} \\
33 (CC BY-NC-ND)
35 \bigskip
37 Spenden werden auf der
38 \href{http://steampunk-chroniken.de/download}{Downloadseite}
39 des Projekts gerne entgegen genommen.
40 \end{flushleft}
41 \vfill
44 Sean O'Connell ist in Cromer, England, geboren und in London und
45 Lindau am süddeutschen Bodensee aufgewachsen. Derzeit wohnt er in
46 Ravensburg/Weingarten.
48 Das Schreiben und Arbeiten im künstlerischen Bereich hat ihn von
49 Anfang an begleitet: Radiomoderator und Redakteur, Mitinhaber einer
50 Videoproduktionsgesellschaft und ab 1998 Redakteur bei einer
51 österreichischen Landeszeitung. 2001 wurde er Leiter einer in
52 Österreich und Süddeutschland tätigen Werbeagentur und wechselte
53 schließlich 2002 in die Computerbranche.
55 2005 begann er mit dem Schreiben an dem phantastischen
56 Genre-Crossover-Roman »Tír na nÓg«. Das Hörbuch ist 2010 im
57 Action-Verlag erschienen, die Printversion wird Ende 2011 im
58 ACABUS-Verlag publiziert, und die Geschichte wird eine Fortsetzung
59 mit »Túatha Dé Danann« erfahren. Darüber hinaus hat er auch noch
60 zahlreiche Kurzgeschichten verfasst, von denen eine Reihe in der
61 eBook-Storysammlung »Verloren im Intermundium«
62 (Chichili-Satzweiss-Verlag) erhältlich sind.
64 \texttt{http://wortwellen.wordpress.com/}
66 \newpage
68 \section{Die Jagd nach dem Kometentier}
70 »Füllt die Segel mit Sonnenwind, volle Fahrt voraus!« Die HMS
71 \textit{Pequod} glitt aus den letzten Atmosphäreschichten in die finstere
72 Dunkelheit des Alls. Ein lautes Ein- und Ausatmen erfüllte den
73 Schiffsrumpf, als wäre er ein lebendiges Wesen. Die Pumpen im
74 Maschinenraum waren wie riesige Lungen, gigantische Blasebalge. Sie
75 saugten den sie nun umgebenden Æther in großen Mengen ein und
76 verwandelten ihn beim Ausatmen in Sauerstoff. Eine frische Brise
77 streifte ihre Gesichter. »Hart am Wind bleiben!« – »Aye, aye!«
79 Die Sonne kam in Sicht. Ein gigantischer, feuriger Ball im
80 glitzernden Feld der Sterne. Krakenarmige Protuberanzen griffen
81 hinaus in den Æther, verglühten im Dunkel. Leuchtende Bögen
82 gleißenden Lichts brannten sich scheinbar für immer in die
83 Netzhäute der Offiziere und Matrosen.
85 »Kurs nehmen. Vor den Wind drehen!« – »Aye, aye!« Die Sonne glitt
86 davon, kippte einfach nach Backbord weg. Das Schiff ächzte und
87 stöhnte unter dem Kurswechsel, aber es war in Wirklichkeit nur das
88 Geräusch des Sonnenwindes, der auf die blasenartige Ætherhülle
89 prasselte.
91 Kurz darauf zeigte der Bugspriet auf das bleiche Gesicht von
92 Enceladus, den fahlen Mond des Saturns, der – für das Auge noch
93 unsichtbar – in den Tiefen des Alls auf sie wartete. Der
94 Rendezvouspunkt für ihre Rückkehr.
96 Die Sonnensegel bauschten sich hoch über den Köpfen der Männer.
97 Bram- und Marssegel am Großmast füllten sich mit Sonnenwind. Einige
98 Matrosen enterten freudig auf, krochen in die Krähennester an
99 Fock-, Groß- und Kreuzmast und begannen mit der Observation von
100 herumirrenden Asteroiden, Meteoriten und anderen Himmelskörpern.
101 Jeder Mann der HMS \textit{Pequod}, der nicht im Inneren des Schiffs seinen
102 Dienst verrichtete, stand an Deck und sah hinauf zu dem silbernen
103 Flies der Segel, das in diesem Moment wie ein goldenes Feuer im
104 Licht der Sonne flackerte. Einige der Männer meldeten sich kurz von
105 ihren Posten ab, um nach Achtern zu eilen, einen letzten Blick auf
106 den blauen Planeten zu erhaschen.
108 »Kurs angelegt, Sir!«, rief Commander Binky. »Die Jagd kann
109 beginnen.«
111 Der Kapitän nickte. »Ein historischer Tag, Edward.«
113 »Ja, Sir. Waidmannsheil, möchte ich sagen!«
115 Der Kapitän lächelte. »Waidmannsdank, Edward! Ich bin
116 zuversichtlich, dass wir noch vor Weihnachten das Kometentier
117 erlegt haben und zurück in England sein werden.«
119 Binky nickte. Er summte leise vor sich hin und wippte mit den
120 Füßen.
122 »Sie lieben die Ætherfahrt, nicht wahr, Edward?«
124 »Ja, Sir. Ich bin an der Küste geboren. Schon als Kind liebte ich
125 es, den auf den Wellen dahin gleitenden Schiffen zuzusehen. Aber
126 hier zwischen den Sternen ist es noch viel schöner als auf dem
127 Meer, Sir.«
129 Die HMS \textit{Pequod} nahm endgültig Fahrt auf, brachte die Besatzung fort
130 von der Erde, ihrer alten Heimat, und führte sie hinaus an neue,
131 unbekannte Orte.
133 Als der Mars einige Tage später in Reichweite kam, war es fünf
134 Glasen der Mittelwache als Vollmatrose Willy Smith vom Oberdeck den
135 Niedergang hinunter stürmte und erst inne hielt, als er die Kajüte
136 des Kapitäns erreichte. Er klopfte laut und vernehmlich. »Sir, Sir,
137 wachen Sie auf, es ist soweit! Phobos und Deimos sind jetzt
138 Backbord!«
140 Der Kapitän trat Augen reibend auf den Gang, zog mit tapsenden
141 Bewegungen feste Plünnen an und folgte dem Matrosen an Deck.
143 Leewärts lag jetzt der Mars, eine blutig rote, riesige Kugel. Sein
144 Licht ließ das Deck rötlich erglühen. Der eiförmige Körper von
145 Phobos, einem der beiden Monde, schob sich kurz darauf bedenklich
146 nah vor die HMS \textit{Pequod}. Deimos, der kleinere Trabant, befand sich
147 noch weitgehend im Rücken des Roten Planeten, aber es würde
148 vermutlich nicht mehr lange dauern, bis auch er ganz sichtbar
149 werden würde. Die Mars-Trojaner, Asteroiden auf einer stabilen
150 Umlaufbahn an den Lagrange-Punkten $L_{4}$ und
151 $L_5$, blitzten im schwachen Licht der geschrumpften
152 Sonne.
154 \gedanke{Welch ein außergewöhnlicher Anblick}, dachte der Kapitän.
156 Der Zweite Steuermann, Christopher Pine, rief vom Poopdeck zu ihnen
157 hinunter. »Sir, wir werden über Ætherfunk gerufen! Die MS \textit{Utopia
158 Planitia} entbietet ihre Grüße. Sie haben von unserer Jagd auf das
159 Kometentier gehört und wollen sich uns anschließen.«
161 »Aye! Das konnte wohl nicht ausbleiben«, erwiderte der Kapitän
162 missmutig. »Aber wir werden es ihnen nicht leicht machen! Wecken
163 Sie die Matrosen und die Offiziere der Morgenwache, lassen sie alle
164 Segel setzen! Das Rennen ist noch nicht entschieden, und wir haben
165 bereits einen Vorsprung. Es wäre doch gelacht, wenn wir nicht ein
166 brauchbares Startfenster bekommen und das Kometentier vor diesen
167 hochnäsigen Kolonisten fangen würden! Schicken sie Männer hinunter
168 in die Last, man soll eine Extraportion Rum an Deck bringen – als
169 Belohnung, wenn es uns gelingt, der \textit{Utopia Planitia} davonzusegeln!«
170 Er lachte. »Alle Mann in die Wanten!« – »Aye, aye, Kapitän!«
172 Und so beeilte sich die \textit{Pequod}, den riesigen Mars zu umrunden, um
173 Schwung zu holen für den Sprung zu den äußeren Planeten.
175 Schließlich war es geschafft, die \textit{Utopia Planitia} blieb zurück und
176 wurde zusehends kleiner, während die \textit{Pequod} mit vollem Schub den
177 äußeren Planeten entgegeneilte.
179 Jupiter lag bereits ein geraumes Stück zurück, da sichtete einer
180 der Matrosen im Krähennest, es war Mr. Henry A. Mulhouse, das
181 seltene Kometentier. Saturn war in diesem Augenblick bereits zu
182 einer großen, bleichen Scheibe angeschwollen und lag auf elf Uhr.
183 Seine faszinierenden Ringe glitzerten frostig und abweisend.
185 Die Besatzung wurde in Alarmbereitschaft versetzt, die
186 Raketenharpunen über präzise Gewinde ausgerichtet, und der Kapitän
187 befahl dem Steuermann halbe Fahrt. Für die Offiziere wurde Tee an
188 Deck serviert.
190 »Nur nichts überstürzen jetzt. Das Kometentier ist launisch«, sagte
191 der Kapitän. »Wenn wir es zu früh aufschrecken, flieht es
192 vielleicht zurück in die Oortsche Wolke. Wenn es erst einmal dort
193 ist, können wir es nicht mehr fangen, weil das Sonnenlicht so tief
194 im Raum nicht ausreicht, um unsere Segel zu befeuern.« Er gab
195 Subalternoffizier Dingle ein Zeichen. »Ich erteile Ihnen hiermit
196 Feuererlaubnis für die Harpunen. Sagen sie den Männern, dass sie
197 die Beute ins Visier nehmen sollen.« Er wandte sich an Steuermann
198 Robert Collins, einen der zuverlässigsten Männer an Bord. »Bringen
199 Sie uns auf 10.000 Faden an die Kreatur heran! Und seien Sie auf
200 der Hut, die Bestie darf uns nicht entdecken.« – »Aye, aye.«
202 Und dann schlich sich die \textit{Pequod} wie ein Panther auf der Pirsch von
203 hinten an das riesenhafte Kometentier heran, von dem in diesem
204 Augenblick nur sein silberner Schweif erkennbar war. Der Kapitän
205 stand am Bug, trank seinen Tee, Earl Grey, und beugte sich
206 vorsichtig über das Schanzkleid des Schiffes, um besser sehen zu
207 können. Eine seltsame Unruhe hatte ihn erfasst.
209 »Sind auf Schussweite heran, Sir!«, rief der Steuermann von
210 Achtern.
212 Der Kapitän winkte seine Leutnants herbei. »Lassen Sie die Pinassen
213 bestücken. Die Männer sollen mobile Harpunen mitnehmen. Wir machen
214 es auf die alte Art und Weise.«
216 »Auf die \emph{alte Art und Weise}, Sir?«, fragte Leutnant Gram
217 stirnrunzelnd. »Das \ldots{} das \ldots{}«
219 »Keine Sorge, Mr. Gram, das ist schon in Ordnung. Kommen Sie, alter
220 Knabe, spüren Sie nicht auch das Jagdfieber?«
222 »Ja, Sir! Ganz deutlich, Sir!«, Gram nahm Haltung an, salutierte
223 und eilte davon, um die Beiboote bemannen zu lassen.
225 Kurz darauf lösten sich die vier Pinassen von der HMS \textit{Pequod} und
226 durchpflügten den dunklen Æther, der sich zwischen Schiff und
227 Kometentier spannte. Doch obwohl sie vorsichtig waren und sich aus
228 einem toten Winkel der Kreatur näherten, wurden sie bemerkt. Das
229 Kometentier entfaltete Teile seiner hauchfeinen segelartigen Haut,
230 streckte sich und glitt lautlos davon, direkt auf den Gasriesen
233 Der Kapitän ließ die Pinassen ausschwärmen. Die \textit{Pequod} folgte den
234 Beibooten in einem gebührenden Abstand.
236 »Wir kommen gefährlich nah an das Ringsystem heran«, gab einer der
237 Männer zu bedenken. Es war Mr. O’Reilly, der einzige Ire in der
238 Mannschaft. »Es lockt uns vielleicht in eine Falle. Die Felsen des
239 Ringsystems könnten die Pinassen zerstören!«
241 Der Kapitän sah auf. »Das Biest ist wahrlich gerissen, Mr.
242 O’Reilly, da haben Sie Recht. Als besäße es Intelligenz. Aber das
243 ist etwas, das wir ausschließen können. Machen Sie die Harpunen
244 bereit. Feuern sie auf mein Kommando!«
246 Die schlanken Pinassen eilten im Schub des Sonnenwinds wie Mücken
247 hinter dem Kometentier her und holten es langsam ein. Doch als der
248 Kapitän die Hand zum Feuern hob, tauchte das riesige Ætherwesen in
249 einem flachen Winkel direkt in das weitreichende Ringsystem des
250 Saturns ein und verschwand darin.
252 »Ausschwärmen!«, befahl der Kapitän. »Es kann noch nicht weit sein.
253 Wir werden es einkreisen und zur Strecke bringen. Haltet nach
254 seinem silbernen Schweif Ausschau!« – »Aye, aye!«
256 Die Pinassen navigierten vorsichtig durch die schier endlos vielen
257 Bruchstücke eines vor Äonen an den Gezeitenkräften des Saturns
258 zerbrochenen Mondes, und die Schiffsjungen gaben jetzt mit
259 ängstlichen Stimmen die immer geringer werdenden Abstände zu den
260 Felsbrocken an die hoch konzentrierten Steuermänner weiter.
262 »Ich hasse das, Sir«, sagte O’Reilly mit bebender Stimme, »man
263 sieht ja bald nicht einmal mehr seine eigene Hand vor lauter
264 Gesteinsbrocken.«
266 Der Kapitän kniff seine Augen zu Schlitzen zusammen. »Alle
267 Maschinen halt! Ich glaube, ich habe es entdeckt!« Er streckte die
268 Hand aus und deutete auf eine kleine Gruppe schwebender Felsen
269 direkt vor ihnen. »Da vorne!«
271 Die Harpunisten richteten ihre Waffe auf das neue Ziel und warteten
272 auf die Anweisungen des Kapitäns.
274 »Geben Sie Feuer!«
276 Die raketengetriebenen Harpunen durchschnitten die Nacht, und als
277 sie ihr Ziel erreichten, explodierten in der Ferne wunderschöne
278 kleine Feuerblumen. Ein unwirtlicher, urzeitlicher Schrei ertönte.
279 Das Kometentier war getroffen. Dann schoss es plötzlich zwischen
280 zwei Gesteinsbrocken hervor, direkt auf die vier Pinassen zu.
282 »Beidrehen!«, rief der Kapitän.
284 »Beidrehen!«, riefen die Männer und die Pinassen krängten, während
285 die Ruder herumgerissen wurden. Doch das Kometentier war schneller.
286 Zwei der vier Pinassen wurden mittschiffs getroffen und brachen
287 auseinander. Die Besatzung wurde davon geschleudert, und die
288 wenigen Überlebenden, die hilflos durch den Æther trudelten, wurden
289 von den herannahenden Gesteinsbrocken des Ringsystems getroffen und
290 allesamt getötet.
292 Das Kometentier hatte sich inzwischen freigeschwommen und nahm Kurs
293 auf die \textit{Pequod}.
295 »Folgt der Bestie!«, befahl der Kapitän mit ausdruckslosem Gesicht.
296 Seine Finger waren zu Fäusten geballt. »Ich will es erlegt wissen,
297 bevor es mein Schiff zerstört!« – »Aye!«
299 Die Pinassen drehten bei und nahmen die Verfolgung auf. Das
300 Ætherwesen hatte sich einen beachtlichen Vorsprung
301 herausgearbeitet, und so konnten der Kapitän und seine Männer nur
302 mehr stumm mit ansehen, wie die Kreatur die HMS \textit{Pequod} mit voller
303 Wucht rammte und ein riesiges Loch in den hölzernen Rumpf riss. Nur
304 der Größe des Schiffes war es zu verdanken, dass es nicht
305 vollständig auseinanderbrach. Das Kometentier, das immer noch wilde
306 Schreie von sich gab, flog eine Kurve und kam zurück, um sein Werk
307 zu vollenden. Die Pinassen waren noch nicht in Schussweite, und auf
308 dem Mutterschiff saß offenbar der Schock tief, denn kein Harpunist
309 feuerte seine Waffe ab.
311 \bigpar
313 In diesem Moment glitt ein fremdes Schiff heran und ehe das
314 Kometentier in Angriffsposition drehen konnte, wurde es von vier
315 Harpunen getroffen. Es gab ein letztes, markerschütterndes Stöhnen
316 von sich, dann herrschte Ruhe im Æther.
318 Die MS \textit{Utopia Planitia} schwebte majestätisch zwischen der HMS
319 \textit{Pequod} und den beiden verbliebenen Pinassen.
321 »Ahoi, Erdbewohner! Wir grüßen euch! Das Kometentier ist erlegt!«,
322 ertönte die Stimme des marsianischen Kapitäns über Ætherfunk. »Eine
323 wahrlich schöne Jagd, aber nun wird es Zeit, dass wir heil nach
324 Hause kommen.«
326 Das marsianische Schiff ging längsseits und sammelte die beiden
327 verbliebenen Pinassen ein, dann wurden die \textit{Pequod} und das tote
328 Kometentier ins Schlepptau genommen. In den Stunden bis zum
329 Erreichen des Rendezvouspunktes Enceladus, saßen die beiden
330 Kapitäne bei mehreren Gläsern marsianischen Whiskys zusammen und
331 waren sich einig, dass es der Besatzung der HMS \textit{Pequod} unbenommen
332 bleiben sollte, die Beute erlegt zu haben, und ob dieser
333 selbstlosen Haltung der Marsianer, hellte sich das finstere Gemüt
334 des Erdkapitäns auf und er schwor, dass er nie wieder etwas
335 Abfälliges über die marsianischen Brüder sagen würde.
337 \bigpar
339 Am Ende schaffte es die HMS \textit{Pequod} nicht mehr ganz nach Hause und
340 verglühte vollkommen steuerungsunfähig in der Erdatmosphäre wie ein
341 Zündholz, während seine Besatzung vom Aussichtsdeck der MS \textit{Utopia
342 Planitia} dem Schiff das letzte Geleit gab.
344 \bigpar
346 »Da geht sie dahin«, murmelte Commander Binky traurig und nippte an
347 seinem Whisky.
349 Der Kapitän rümpfte die Nase. »Ja, was für ein Jammer, Binky. Aber
350 uns bleibt immer noch das erlegte Kometentier. Die Marsianer
351 überlassen uns den Triumph. Stellen Sie sich vor, man wird uns auf
352 Monate hinaus feiern.«
354 Binky summte leise vor sich hin und wippte mit den Füßen.
356 »Was werden Sie jetzt tun, Commander?«, fragte der Kapitän nach
357 einer Weile. »Bleiben Sie dem Ætherraum treu?«
359 Binky schüttelte den Kopf. »Das war genug für ein ganzes Leben,
360 Sir. Einen wahrhaft prall gefüllten Sack voller Geschichten habe
361 ich jetzt für meine Enkelkinder. Mit Verlaub, Sir, vielleicht fahre
362 ich in Zukunft doch lieber zur See. Mein Schwager ist bei der
363 Marine. Er hat Beziehungen \ldots{} Sie wissen schon \ldots{} vielleicht kann
364 ich auf einem dieser neumodischen dampfbetriebenen Segelschiffe
365 anheuern. Intelligente Riesenkalamare jagen oder mit einem
366 Tauchboot die unterseeischen Städte im Pazifik aufsuchen. Das wäre
367 ein Spaß!«
369 \end{document}