1 Installations- und Bedienungsanleitung für WINE
9 Dieser Text beschreibt die Installation, Einrichtung und Bedienung von
10 WINE. WINE ist eine Laufzeitumgebung zum Ausführen von Programmen für
11 MS-Windows unter GNU/Linux und anderen UNIX-kompatiblen
12 Betriebssystemen auf Intel-x86-kompatiblen Computern, das Programm kann
13 außerdem dazu genutzt werden, den Quellcode existierender
14 Windows-Programme nach UNIX zu portieren. In diesem Text geht es in
15 erster Linie jedoch um die Installation und Konfiguration der
16 Laufzeitumgebung für Windows-Programme. Der Text wurde
17 ursprünglich als Begleitmaterial für einen Vortrag über WINE und die
18 Integration von Windows-Anwendungen unter GNU/Linux auf dem LinuxTag
19 2000 vom 30. Juni bis zum 2. Juli 2000 in Stuttgart geschrieben.
23 Mit WINE wird ein umfassender Ansatz zur Integration von
24 Windows-Anwendungen unter GNU/Linux verfolgt. WINE besteht u.a. aus
25 einem Loader, mit dem Windows- und DOS-Programme unter Linux in den
26 Speicher geladen und vom Prozessor des Rechners ausgeführt werden
27 können. Außerdem stellt das Programm einen großen Teil der
28 Schnittstellen (APIs) Windows-basierter Betriebssysteme zur Verfügung.
29 Diese Schnittstellen werden von Windows-Programmen, die mit WINE
30 ausgeführt werden, benutzt, so dass solche Programme die selbe,
31 erwartete Umgebung vorfinden, wie unter Windows. Weil diese
32 Schnittstellen mit WINE vorhanden sind und deren Definitionen in Form
33 von Header-Dateien vorliegen, kann WINE auch benutzt werden, um den
34 Quellcode von Windows-Programmen nach GNU/Linux oder anderen
35 UNIX-basierten Betriebssystemen zu portieren. Es entstehen dann echte
36 UNIX/Linux-Programme, welche die selbe Funktionalität haben, wie ihre
37 äquivalenten Programme unter Windows. Die Verwendung eines
38 einheitlichen APIs unter Windows und Linux hat für Softwarehersteller
39 den Vorteil, dass nur eine einzige Version des Quellcodes gepflegt und
40 weiterentwickelt werden muss, die sich unter beiden
41 Betriebssystemfamilien verwenden lässt.
43 Das WINE-Projekt wurde 1993 gestartet, es wird im wesentlichen von
44 Freiwilligen getragen, die über Mailinglisten miteinander
45 kommunizieren. In letzter Zeit hat WINE zusätzliche Unterstützung
46 durch mehrere kommerzielle Unternehmen erfahren, die WINE dazu
47 einsetzen, ihre Windows-Programme nach GNU/Linux zu portieren. WINE
48 ist heute in der Lage, einen großen Teil der existierenden
49 Windows-Programme (16- und 32bit) unter Linux auszuführen, in einem
50 begrenzten Umfang können auch DOS-Programme mit WINE benutzt
51 werden. WINE führt Windows-Programme direkt unter Linux aus, es
52 benötigt dazu keine speziellen Kernelerweiterungen, keine besonderen
53 Rechte und keine existierende Windows-Installation. Das Design erlaubt
54 es, die betreffenden Programme unter Linux genauso schnell
55 auszuführen, wie unter Windows, weil keine Emulation im Sinne einer
56 Interpretation von Prozessoranweisungen stattfindet. Zur Ausführung
57 eines bestimmten Programms werden unter GNU/Linux mit WINE theoretisch
58 dieselben Systemressourcen benötigt wie unter Windows. Optional kann
59 WINE eine bestehende Windows-Installation verwenden. Es ist dann
60 möglich, die Einstellungen dieser Installation für Windows-Programme
61 zu übernehmen und einige Original-Bestandteile von Windows mit WINE zu
62 verwenden, welche in WINE noch nicht in ausreichendem Umfang zur
65 Im folgenden wird beschrieben, wie WINE auf einem GNU/Linux-System
66 installiert und eingerichtet werden kann. Ausgegangen wurde dabei
67 urspruenglich von der Linux-Distribution Debian GNU/Linux 2.2 (potato)
68 und der WINE-Version 20000614. Mittlerweile wurde der Inhalt auf neuere
69 Wine-Versionen (200105xx) angepasst. Bei Verwendung einer anderen
70 Linux-Distribution oder einer anderen WINE-Version sind die
71 beschriebenen Schritte entsprechend anzupassen.
72 Mittlerweile gibt es bei Debian von Ove Kaaven ein perfekt angepasstes
73 Wine-Package ("wine"), das zusammen mit "winesetuptk" kinderleicht verwendet
76 3. Binärpaket oder Quellcode?
78 In den meisten Linux-Distributionen sind heute WINE-Pakete
79 enthalten. Hierbei handelt es sich um Binärpakete, die WINE in einer
80 Form enthalten, in der es direkt ausgeführt werden kann. Aktuelle
81 Versionen solcher Pakete lassen sich auch von verschiedenen
82 Internetseiten herunterladen. Theoretisch sollte WINE nach der
83 Installation eines Binärpakets sinnvoll konfiguriert und sofort
84 benutzbar sein. Tatsächlich ist es in vielen Fällen jedoch notwendig,
85 die mit dem Paket installierte Konfiguration zu überarbeiten.
87 Aufgrund der schnellen Entwicklung von WINE wird zur Zeit empfohlen,
88 an Stelle eines Binärpakets den aktuellen Quellcode zu verwenden. Der
89 Quellcode muss, nachdem man ihn sich beschafft hat, entpackt,
90 konfiguriert und kompiliert (übersetzt) werden. Dabei entsteht dann
91 eine Binärdatei, die genau an das eigene System angepasst ist und
92 deshalb eine höhere Wahrscheinlichkeit für optimale Ergebnisse bietet,
93 als Binärpakete, die u.U. für ein anders konfiguriertes System
94 erstellt wurden. Die Verwendung des Quellcodes bietet außerdem die
95 Möglichkeit, das Programm relativ einfach aktualisieren zu können,
96 wobei nicht immer wieder das komplette Paket heruntergeladen werden
97 muss. Darüberhinaus kann mit der Verwendung des aktuellen Quellcodes
98 sichergestellt werden, dass evtl. auftretende Fehler wirklich in WINE
99 vorhanden sind und nicht bereits behoben worden sind. Dadurch wird die
100 Möglichkeit gesteigert, sinnvolle Fehlerberichte an die
101 WINE-Entwickler schicken zu können.
103 Die Installation von Binärpaketen ist abhängig vom eingesetzten
104 Paketformat der Distribution (zumeist wird das Redhat- oder
105 Debian-Format benutzt) sowie der Distribution selbst. Die hierzu
106 benötigten Informationen sollten sich in der Dokumentation der von
107 Ihnen eingesetzten Distribution finden. In diesem Text wird die
108 Installation aus dem Quellcode von WINE beschrieben.
110 4.0 Systemvoraussetzungen
112 Damit WINE auf dem System übersetzt und ausgeführt werden kann, müssen
113 die folgenden Programme und Dateien installiert sein:
115 1. Linux-Kernel ab der Versionsfamilie 2.2.x. (WINE lässt sich auch
116 unter Linux-Kernels der Versionsfamilie 2.0.x ausführen,
117 allerdings unterstützen diese Kernels bestimmte von WINE benötigte
118 Eigenschaften nicht. Dies macht sich insbesondere dann bemerkbar,
119 wenn 32Bit-Windowsprogramme mit WINE ausgeführt werden sollen, bei
120 denen mehrere Threads gleichzeitig ausgeführt werden.) Die
121 Versionsnummer des aktuell ausgeführten Linux-Kernels wird
122 angezeigt, wenn der folgenden Befehl an der Kommandozeile
127 2. Es wird empfohlen, die GNU C-Bibliothek (libc6) ab Version 2.1
128 einzusetzen. Die Versionsnummer der aktuell eingesetzten
129 C-Bibliothek kann angezeigt werden, indem der folgende
134 Auf einigen Systemen ist sowohl die ältere C-Bibliothek libc5,
135 als auch die neuere Bibliothek libc6 vorhanden. Entscheidend
136 ist dann in der Regel die neuere Version. Die C-Bibliothek muss
137 Reentrant sein, damit WINE Multithreading unterstützen
138 kann. Dies ist bei allen neueren Linux-Distributionen der
139 Fall. Die C-Bibliothek befindet sich im Paket libc6. Um WINE zu
140 übersetzen werden zusätzlich die Entwicklerdateien zur
141 C-Bibliothek benötigt. Diese befinden sich unter Debian im
144 3. Weil WINE das X Window System benutzt, werden die X-Bibliotheken
145 und, wenn WINE übersetzt werden soll, die Entwicklerdateien für
146 X benötigt. Die Bibliotheken sind unter Debian im Paket xlib6g
147 und die Entwicklerdateien im Paket xlib6g-dev enthalten.
149 4. Für Programme, die im Textmodus ausgeführt werden, kann WINE die
150 Bibliothek libncurses verwenden. Damit die Unterstützung dafür in
151 das Programm eingebunden wird, müssen die Entwicklerdateien für
152 diese Bibliothek installiert sein (Paket libncurses5-dev). Die
153 Verwendung der ncurses-Bibliothek ist jedoch optional.
155 5. Ebenfalls optional ist die Unterstützung einer OpenGL-kompatiblen
156 Bibliothek, wie z.B. Mesa. Wenn die Unterstützung für OpenGL in
157 das Programm eingebunden werden soll, müssen die
158 OpenGL-Entwicklerdateien auf dem System installiert sein, wie sie
159 z.B. durch das Paket mesag-dev bereitgestellt werden. Zusätzlich
160 sind dann natürlich die OpenGL-Bibliotheken selbst erforderlich.
162 6. Um WINE zu übersetzen, muss der GNU-C-Compiler benutzt werden.
163 Empfohlen wird zur Zeit Version 2.95. Weiter werden einige
164 Standardwerkzeuge wie make, (f)lex, yacc oder bison benötigt,
165 die auf den meisten Linuxsystemen bereits installiert sein sollten.
167 Je nachdem, ob in dem zu erzeugenden Binärcode Debug-Informationen
168 enthalten sein sollen, werden für die Übersetzung und die
169 Installation von WINE zwischen ca. 100 MB und ca. 250 MB
170 Speicherplatz auf der Festplatte benötigt. An den Prozessor des
171 Rechners werden keine besonderen Anforderungen gestellt, so ist ein
172 Prozessor der Pentium-Klasse mit 133 Mhz ausreichend, um mit WINE
173 beispielsweise Textverarbeitungsprogramme auszuführen. Für Spiele
174 und andere Multimedia-Anwendungen wird allerdings in der Regel ein
175 schnellerer Rechner benötigt. Wichtig ist, dass sich in dem Rechner
176 ausreichend Arbeitsspeicher (RAM) befindet. Zur Ausführung größerer
177 Windows-Programme sollte der Rechner mit 64 MB RAM ausgestattet
180 5.0 Beschaffung und Installation des Quellcodes
182 WINE kann von verschiedenen Servern im Internet per FTP oder HTTP
183 heruntergeladen werden. Normalerweise kann der jeweils aktuelle
184 Quellcode u.a. von den folgenden Adressen bezogen werden:
186 * ftp://metalab.unc.edu/pub/Linux/ALPHA/wine/development/
187 * ftp://ftp.infomagic.com/pub/mirrors/linux/sunsite/ALPHA/wine/development/
188 * ftp://orcus.progsoc.uts.edu.au/pub/wine/development/
189 * http://metalab.unc.edu/pub/Linux/ALPHA/wine/development/
191 Bei der Entwicklung von WINE werden zur Zeit noch keine
192 Versionsnummern benutzt. An Stelle dessen trägt jede Ausgabe eine
193 Zahl, welche nach dem Schema Jahreszahl, Monat, Tag dem Datum
194 entspricht, an welchem die betreffende Version herausgegeben wurde.
195 Die Datei Wine-20000614.tar.gz in einem der oben aufgeführten
196 Verzeichnisse enthält also die Version von WINE. die am 14. Juni
197 2000 herausgegeben wurde. Prinzipiell ist es zu empfehlen, die
198 jeweils neueste Version zu verwenden. Nachdem der Quellcode
199 heruntergeladen worden ist, kann er durch die Eingabe des folgenden
200 Befehls im aktuellen Arbeitsverzeichnis entpackt werden:
202 tar -xvzf Wine-20000614.tar.gz
204 Dabei ist Wine-20000614.tar.gz natürlich durch den Namen der
205 heruntergeladenen Datei zu ersetzen. Der Quellcode wird dann in ein
206 Unterverzeichnis des aktuellen Verzeichnisses entpackt, dessen Name
207 sich aus der Bezeichnung wine und, getrennt von einem Bindestrich,
208 dem Herausgabedatum der benutzten Version zusammensetzt, also
209 beispielsweise wine-20000614. Normalerweise empfiehlt es sich,
210 dieses Verzeichnis in wine umzubenennen, wie es durch Eingabe des
211 folgenden Befehls geschehen kann:
213 mv wine-20000614 wine
215 5.1 Aktualisieren des Quellcodes mit Patchdateien
217 Neben den komprimierten Tar-Archiven, welche den Quellcode von WINE
218 beinhalten, befinden sich in den aufgeführten Verzeichnissen auch
219 so genannte Patch-Dateien, welche lediglich die Änderungen
220 enthalten, die zwischen zwei Ausgaben an WINE vorgenommen
221 wurden. Diese Dateien sind normalerweise viel kleiner als der
222 komplette Quellcode, so dass es sich empfiehlt, sie zu verwenden,
223 wenn das Programm von einer Version auf die nächste aktualisiert
224 werden soll. Falls auf einem Rechner beispielsweise Wine-20000614
225 installiert ist und auf WINE-20000614 aktualisiert werden soll, so
226 wäre die Datei WINE-20000614.diff.gz herunterzuladen. Die in der
227 Datei beschrieben Veränderungen können auf den installierten
228 Quellcode angewandt werden, indem zunächst in das Basisverzeichnis
229 des Quellcodes (also in das Verzeichnis wine, welches durch die
230 oben beschriebenen Schritte entstanden ist) gewechselt wird und
231 dann das Programm patch wie folgt aufgerufen wird:
233 gunzip -c ../Wine-20000526.diff.gz | patch -p1
235 Hier wird davon ausgegangen, dass sich die Patch-Datei in dem
236 Verzeichnis befindet, welches dem WINE-Verzeichnis (wine)
237 übergeordnet ist und den Namen Wine-20000526.diff.gz trägt. Der
238 Dateiname ist entsprechend anzupassen, wenn eine Datei mit einem
239 anderen Namen oder aus einem anderen Verzeichnis benutzt wird.
241 5.2 Herunterladen und Aktualisieren von WINE mit CVS
243 Alternativ kann der Quellcode vom CVS-Server des WINE-Projektes
244 installiert werden. Der Vorteil dieses Verfahrens besteht darin,
245 dass es jederzeit unkompliziert möglich ist, den eigenen Quellcode
246 an den Entwicklungsstand des Projekts anzupassen ohne dass auf eine
247 neue Ausgabe des Programms gewartet werden muss. Für jeden, der
248 plant, selbst an dem Projekt mitzuarbeiten, ist die Verwendung von
249 CVS normalerweise erforderlich. Damit CVS benutzt werden kann, muss
250 das Programm cvs natürlich installiert sein. Unter Debian ist es in
251 dem gleichnamigen Paket enthalten. Wenn dies sichergestellt ist,
252 kann durch die Umgebungsvariable CVSROOT eingestellt werden, von wo
253 der Quellcode bezogen, bzw. aktualisiert werden soll. Bei
254 Verwendung der Bash kann dazu der folgende Befehl eingegeben
257 export CVSROOT=:pserver:cvs@cvs.winehq.com:/home/wine
259 Danach kann man sich bei dem CVS-Server anmelden. Hierzu dient
264 Das Programm erfragt dann ein Passwort für den Zugriff auf den
265 Server. Hier ist das Passwort cvs zu verwenden. Nun kann der
266 Quellcode vom Server heruntergeladen werden, indem der nächste
267 Befehl eingegeben wird:
269 cvs -z 3 checkout wine
271 Im aktuellen Arbeitsverzeichnis wird dann ein Unterverzeichnis mit
272 der Bezeichnung wine angelegt. Sobald der Befehl abgeschlossen ist,
273 befinden sich in diesem Verzeichnis der aktuelle Quellcode des
274 Projekts und einige zusätzliche Dateien, die von CVS benötigt
277 Um den Quellcode auf den neuesten Stand zu bringen, kann dieser
278 Befehl benutzt werden:
280 cvs -z 3 update -PAd WINE
282 Informationen über die hier verwendeten Parameter beim Aufruf von
283 CVS und über weitere Möglichkeiten des Programms befinden sich
284 u.a. in der Manualseite zu cvs(1) sowie auf der CVS-Homepage, die
285 unter http://www.sourcegear.com/CVS zu erreichen ist. Weitere wichtige
286 Hinweise im Hinblick auf CVS und WINE sind unter der Adresse
287 http://www.winehq.com/development/ verfügbar.
289 6.0 Konfiguration und Übersetzung des Quellcodes
291 Vorausgesetzt, der Quellcode befindet sich im Unterverzeichnis wine
292 des aktuellen Arbeitsverzeichnisses, ist zunächst in dieses
293 Verzeichnis zu wechseln, um alle weiteren Schritte durchzuführen:
297 Dann kann das Skript configure aufgerufen werden. Dieses Skript
298 führt eine Reihe von Tests durch, die u.a. untersuchen, ob das
299 System alle notwendigen Eigenschaften erfüllt und die benötigten
300 Entwicklerdateien installiert sind. Daraufhin erzeugt es die
301 Dateien, durch welche die Übersetzung des Quellcodes gesteuert
302 wird. Dem Skript können verschiedene Parameter übergeben werden,
303 mit denen sich beispielsweise bestimmen lässt, dass in den zu
304 erzeugenden Programmen und Bibliotheken keine Debug-Mitteilungen
305 enthalten sein sollen. Die vollständige Liste der verfügbaren
306 Optionen für configure wird angezeigt, wenn das Skript mit der
307 Option --help aufgerufen wird. Normalerweise reicht es aus, das
308 Skript folgendermaßen aufzurufen:
312 Falls wichtige Dateien oder Eigenschaften des Systems von configure
313 nicht gefunden werden können, erfolgt unter Umständen eine Warn-
314 oder Fehlermeldung. Solche Fehler sollten behoben werden, bevor mit
315 der Übersetzung des Quellcodes fortgefahren wird.
317 Im nächsten Schritt wird der Quellcode übersetzt. Dazu sind
318 hintereinander die folgenden beiden Befehle zu benutzen:
324 Auf der Partition, auf welcher sich das Verzeichnis mit dem
325 Quellcode befindet, werden für die komplette Übersetzung zur Zeit
326 ungefähr 230 MB Speicherplatz benötigt. Der größte Teil dieses
327 Speicherplatzes wird dabei von den Debug-Informationen in den
328 Objektdateien, die beim Übersetzen erzeugt werden, benötigt. Falls
329 nicht beabsichtigt wird, irgendwelche Fehler in WINE zu
330 untersuchen, können die Binärdateien auch ohne Debug-Informationen
331 erzeugt werden, dazu ist der letzte der beiden oben genannten
332 Befehle durch den nächsten Befehl zu ersetzen (für die Übersetzung
333 werden dann nur noch ungefähr 80 MB Speicherplatz benötigt).
337 Nun kann WINE auf dem System installiert werden. Hierzu ist mit den
338 Rechten des Administrators der folgende Befehl einzugeben:
342 Dadurch werden die ausführbaren Programme von WINE standardmäßig in
343 das Verzeichnis /usr/local/bin, die Programmbibliotheken in das
344 Verzeichnis /usr/local/lib, die Manualseiten unterhalb des
345 Verzeichnisses /usr/local/man und einige Header-Dateien in das
346 Verzeichnis /usr/local/include/wine installiert.
349 Standardmäßig wird bei einigen Distributionen (z.B. bei Debian
350 GNU/Linux) in dem Verzeichnis /usr/local/lib nicht nach
351 Programmbibliotheken gesucht. Falls beim Start von WINE gemeldet wird,
352 dass bestimmte Bibliotheken nicht geladen werden können, sollte der
353 Name dieses Verzeichnisses in die Datei /etc/ld.so.conf (in eine
354 eigene Zeile) eingetragen und danach das Programm ldconfig aufgerufen
359 Wie viele UNIX-Programme kann WINE entweder über eine systemweit
360 gültige Konfigurationsdatei oder über eine benutzerspezifische
361 Datei im Heimatverzeichnis des betreffenden Benutzers konfiguriert
362 werden. Die benutzerspezifische Konfigurationsdatei trägt den
363 Namen ~/.wine/config.
365 7.1 Aufbau der Konfigurationsdatei
367 Das Format orientiert sich an den von Windows her bekannten *.ini-Dateien,
368 allerdings leicht abgeändert im Wine-Registry-Format.
369 Die Datei besteht aus einzelnen Blöcken, welche durch Bezeichner
370 eingeleitet werden, die in eckigen Klammern und in einer eigenen
371 Zeile stehen. Innerhalb eines Blockes befinden sich Paare von Variablen
372 und Werten, die durch ein Gleichheitszeichen miteinander verbunden sind.
373 Diese Paare stehen ebenfalls jeweils in einer Zeile. Kommentare werden
374 in der Datei durch ein Semikolon eingeleitet. Außerdem dürfen leere Zeilen
375 benutzt werden, um die Datei zu strukturieren. Ein Beispiel für
376 einen solchen Block wäre also:
379 "Path" = "/home/karl"
382 "Filesystem" = "win95"
384 Außerdem ist es möglich, innerhalb der Konfigurationsdatei mit
385 Werten von Umgebungsvariablen zu arbeiten. Dazu ist an Stelle eines
386 Wertes der Name der zu verwendenden Umgebungsvariablen in
387 geschweiften Klammern und mit einem vorangestellten Dollarzeichen
388 anzugeben. Soll beispielsweise der Variablen Path aus dem obigen
389 Beispiel der Wert zugeordnet werden, den die Umgebungsvariable HOME
390 zur Zeit der Ausführung von WINE hat, so wäre die entsprechende
391 Zeile folgendermaßen zu schreiben:
395 Vom Basisverzeichnis des WINE-Quellcodes aus befindet sich in der Datei
396 documentation/samples/config ein Beispiel als Vorlage für die Erstellung
397 einer eigenen Konfigurationsdatei. Die Datei enthält alle wichtigen Blöcke
398 und Variablen, sie muss jedoch an die eigene Konfiguration angepasst
399 werden, bevor WINE das erste Mal benutzt wird. Angenommen, das
400 Basisverzeichnis des WINE-Quellcodes trägt den Namen wine und ist
401 ein Unterverzeichnis des eigenen Heimatverzeichnisses, dann kann
402 diese Vorlage durch den folgenden Befehl an den richtigen Platz
405 cp ~/wine/documentation/samples/config ~/.wine/config
407 Die Werte, welche Variablen in der Konfigurationsdatei zugewiesen
408 werden, lassen sich in drei Typen einteilen: Zeichenketten, Zahlen
409 und Boolsche Werte. Im Fall von Boolschen Werten lässt sich
410 entweder true oder false, 1 oder 0 beziehungsweise yes oder no
411 angeben. In den folgenden Beispielen wird die true / false
412 -Schreibweise benutzt.
414 7.2 Konfiguration von Laufwerksbuchstaben
416 Zwischen UNIX/Linux auf der einen und DOS bzw. Windows auf der
417 anderen Seite gibt es einige Unterschiede in der Art, wie
418 Datenträger und Dateien bezeichnet werden. Unter UNIX/Linux gibt es
419 ein Dateisystem mit einem Wurzelpunkt (/), in das unterschiedliche
420 Datenträger durch einen speziellen Befehl (mount) eingebunden
421 werden. Alle Dateien auf eingebundenen Datenträgern können deswegen
422 innerhalb dieses Dateisystems angesprochen werden. DOS und Windows
423 verwenden jedoch für jeden erkannten Datenträger ein eigenes
424 Dateisystem. Um eine bestimmte Datei eindeutig zu bezeichnen, ist
425 es bei diesen Betriebssystemen deswegen notwendig, neben dem Pfad-
426 und Dateinamen einen so genannten Laufwerksbuchstaben
427 anzugeben. Üblicherweise entspricht dabei der Laufwerksbuchstabe A
428 dem ersten Diskettenlaufwerk und der Buchstabe C der ersten
429 Festplattenpartition des Systems.
431 Weil Programme, die für DOS oder Windows geschrieben sind,
432 Laufwerksbuchstaben verwenden, um Dateien zu bezeichnen, muss WINE
433 diese Buchstaben auf das UNIX-Dateisystem abbilden. Das Problem ist
434 auf die folgende Art gelöst: In der Konfigurationsdatei (~/.wine/config)
435 wird jedem Laufwerksbuchstaben ein Verzeichnis im UNIX-Dateisystem
436 zugeordnet. Dieses Verzeichnis stellt dann (aus Sicht der Windows-
437 Programme) das Basisverzeichnis des entsprechenden Laufwerks dar.
438 Ist also beispielsweise das Verzeichnis /var/winroot dem
439 Laufwerksbuchstaben C zugeordnet und würde ein Windows-Programm
440 unter WINE versuchen, die Datei C:\Dokumente\finanzamt.doc zu öffnen,
441 so würde in Wirklichkeit die Datei /var/winroot/Dokumente/finanzamt.doc
442 geöffnet werden, vorausgesetzt, diese Datei existiert tatsächlich.
443 Durch diesen Mechanismus kann auch erreicht werden, dass von
444 Windows-Programmen, die unter WINE ausgeführt werden, nur auf einen Teil
445 des UNIX-Dateisystems zugegriffen werden kann.
447 Ein weiterer Unterschied zwischen den Dateisystemen unter DOS und
448 Windows auf der einen und UNIX/Linux auf der anderen Seite besteht
449 in der Berücksichtigung von Groß- und Kleinschreibung bei
450 Dateinamen. Während es unter Linux durchaus möglich ist, dass sich
451 in einem Verzeichnis gleichzeitig Dateien mit den Namen brief.txt,
452 Brief.txt und brief.TXT befinden, ist dies unter Windows
453 ausgeschlossen, hier wird beispielsweise die Datei brief.txt
454 geöffnet, falls diese existiert, aber eigentlich die Datei
455 Brief.txt angefordert wurde. Die meisten Programme, die für DOS
456 oder 16Bit-Windows geschrieben wurden, erwarten darüberhinaus, dass
457 Dateinamen aus nicht mehr als acht Zeichen zuzüglich einer drei
458 Zeichen langen Erweiterung bestehen. WINE muss aus diesen Gründen
459 entscheiden, welche Datei tatsächlich geöffnet wird, wenn es
460 aufgrund von Groß- und Kleinschreibung unterschiedliche
461 Möglichkeiten gibt. Außerdem muss es die Dateinamen in acht Zeichen
462 lange Namen übersetzen, falls sie von 16bit-Programmen abgefragt
465 Wenn WINE mit einer bestehenden Windows-Installation benutzt werden
466 soll, sollte darauf geachtet werden, dass die Laufwerksbuchstaben
467 unter Windows und WINE übereinstimmen. Befindet sich die
468 Windows-Installation also beispielsweise auf der Partition
469 /dev/hda1, welche unter Windows über den Laufwerksbuchstaben C
470 angesprochen wird, so sollte diese Partition unter GNU/Linux in ein
471 beliebiges Verzeichnis eingebunden werden und dieses Verzeichnis in
472 der Konfigurationsdatei von WINE wieder dem Laufwerksbuchstaben C
473 zugeordnet werden, da es sonst natuerlich zu Konflikten mit der
474 vorhandenen Konfiguration bereits installierter Programme kommen kann.
476 Ein Beispiel für die Zuordnung von UNIX-Verzeichnissen und
477 Laufwerksbuchstaben in der Konfigurationsdatei wurde weiter oben
478 bereits gebracht. Eine solche Definition besteht aus einem Block,
479 dessen Name sich aus dem Schlüsselwort Drive und dem Buchstaben des
480 Laufwerks zusammensetzt, für das die Definition gelten soll. Ein
481 Beispiel wäre also [Drive C]. Darauf folgen verschiedene Variablen,
482 mit denen die Eigenschaften des Laufwerkes festgelegt werden. Die
483 wichtigste dieser Variablen ist Path. Hiermit wird bestimmt,
484 welchem UNIX-Verzeichnis das Laufwerk entsprechen soll (Beispiele:
485 "Path" = "/home/karl", "Path" = "${HOME}"). Die weiteren Variablen
486 haben die folgende Bedeutung:
489 Windows kann Anwendungen mitteilen, von welchem Typ
490 (Festplatte, CDROM usw.) ein bestimmter Datenträger ist. Mit
491 dieser Variablen wird WINE mitgeteilt, welchen Typ das
492 entsprechende Laufwerk haben soll. Mögliche Werte sind
493 floppy (Diskettenlaufwerk), hd (Festplattenpartition), cdrom
494 (CDROM-Laufwerk) und network (Netzwerklaufwerk). Im
495 allgemeinen empfiehlt es sich, hier den Typ anzugeben, der
496 dem UNIX-Verzeichnis, welches dem Laufwerk zugeordnet ist,
497 entspricht. Beispiel: "Type" = "floppy".
500 Unter DOS und Windows können Laufwerke eine so genannte
501 Datenträgerbezeichnung haben. Diese Bezeichnung kann von
502 Windows-Anwendungen abgefragt werden. Mit dieser Variable
503 kann angegeben werden, welchen Datenträgerbezeichnung WINE
504 zurückliefern soll, falls eine Anwendung diese für das
505 Laufwerk abfragt. Die Datenträgerbezeichnung darf aus nicht
506 mehr als 11 Buchstaben bestehen. Beispiel: "Label" = "Platte1".
509 Jedes Laufwerk hat unter Windows eine so genannte
510 Seriennummer, die ebenfalls von Windows-Programmen abgefragt
511 werden kann. Mit dieser Variablen lässt sich in Form eine
512 acht-stelligen hexadezimalen Zahl angeben, welche
513 Seriennummer in solchen Fällen zurückgeliefert werden
514 soll. Beispiel: "Serial" = "23f78a6b".
517 Hiermit wird bestimmt, welche Eigenschaften das emulierte
518 Dateisystem auf dem betreffenden Laufwerk haben soll. Es
519 sind die folgenden Werte möglich:
522 Auf dem Laufwerk sind nur Dateinamen mit einer Länge
523 von acht Zeichen und einer Erweiterung, die aus drei
524 Zeichen besteht, zugelassen. Unterschiede in Groß- und
525 Kleinschreibung werden nicht
526 berücksichtigt. Alternativ für msdos können die
527 Bezeichnungen dos oder fat für diesen Dateisystemtyp
531 Auf dem Laufwerk sind lange Dateinamen zugelassen. DOS
532 und 16bit-Windowsprogramme können jedoch weiterhin
533 kurze Dateinamen benutzen. Unterschiede in Groß- und
534 Kleinschreibung werden nicht berücksichtigt. Dies ist
535 die empfohlenen Einstellung für fast alle Anwendungen.
536 Alternativ für win95 kann dieser Dateisystemtyp auch
537 als vfat bezeichnet werden.
540 Das Dateisystem auf dem Laufwerk verhält sich ähnlich
541 wie ein typisches UNIX-Dateisystem, d.h. Dateinamen
542 können die normalerweise erlaubte Länge haben und die
543 Groß- und Kleinschreibung ist bedeutsam. Mit dieser
544 Einstellung kommen die meisten Windows-Programme nicht
545 zurecht. Probleme treten beispielsweise dann auf,
546 wenn ein Windows-Programm eine Datei zunächst unter
547 dem Namen Daten speichert und dann unter dem Namen
548 DATEN wieder öffnen will.
551 Es ist zu beachten, dass mit dieser Einstellung nicht
552 angegeben wird, welche Eigenschaften das zugrunde liegende
553 UNIX-Dateisystem hat, sondern welche Eigenschaften von WINE
554 für das entsprechende Laufwerk emuliert werden sollen. Es
555 ist also durch aus möglich (und in den meisten Fällen
556 erforderlich) für ein Laufwerk, das sich auf einem
557 UNIX-Dateisystem befindet, die Einstellung win95 zu
558 verwenden. Falls es sich bei dem Datenträger, auf dem sich
559 das dem Laufwerk zugeordnete Verzeichnis befindet,
560 allerdings um ein FAT-Dateisystem handelt, welches mit dem
561 FAT-Treiber von Linux (und nicht, wie üblich, mit dem
562 VFAT-Treiber) betrieben wird, dann muss hier der
563 Dateisystemtyp msdos benutzt werden, weil es sonst passieren
564 könnte, dass WINE versucht, auf dem betreffenden Datenträger
565 Dateien mit langen Namen anzulegen, was dann zu einem Fehler
566 führen würde. Beispiel: "Filesystem" = "win95".
569 In besonderen Fällen ist es notwendig, dass die
570 Windows-Programme direkt, also unter Umgehung des
571 Dateisystems, auf den Datenträger schreiben oder von ihm
572 lesen. Damit dies auch mit WINE möglich ist, kann hier der
573 Name der Gerätedatei angegeben werden, welcher den
574 Datenträger unter Linux repräsentiert. Dies ist nur dann
575 sinnvoll, wenn das dem betreffenden Laufwerk zugeordnete
576 Verzeichnis dem Mountpunkt des hier angegebenen Datenträgers
577 entspricht. Der direkte Gerätezugriff sollte normalerweise
578 nur für solche Datenträger gestattet werden, deren Inhalt
579 nicht besonders geschützt werden muss (u.U. Disketten) oder
580 von denen ohnehin nur gelesen werden kann
581 (z.B. CDROMs). Damit auf den Datenträger geschrieben werden
582 kann, ist es zusätzlich natürlich notwendig, dass die Rechte
583 an der betreffenden Gerätedatei ausreichend sind. Beispiel:
584 "Device" = "/dev/fd0".
588 Eine Reihe von Windows-Programmen öffnen Dateien prinzipiell
589 zum Lesen und Schreiben, auch wenn aus den betreffenden
590 Dateien lediglich gelesen werden soll. Dieses Verhalten
591 führt normalerweise dazu, dass Dateien, in die von WINE
592 nicht geschrieben werden darf oder die sich auf Datenträgern
593 befinden, auf die nicht geschrieben werden kann (etwa
594 CDROMs), nicht geöffnet werden können. Aus diesem Grund
595 öffnet WINE Dateien standardmäßig zum Lesen, falls eine
596 Datei nicht zum Lesen und zum Schreiben geöffnet werden
597 konnte. Wenn die Variable FailReadOnly auf den Wert true
598 gesetzt wird, verhält sich WINE so wie unter UNIX üblich und
599 liefert eine Fehlermeldung an das Windows-Programm, falls
600 eine Datei nicht zum Schreiben geöffnet werden kann. In der
601 Regel empfiehlt es sich, hier die Standardeinstellung zu
602 übernehmen. Beispiel: "FailReadOnly" = "true".
605 Wenn der Wert dieser Variablen auf true gesetzt ist,
606 versucht WINE, die Seriennummer und die
607 Datenträgerbezeichnung des betreffenden Laufwerks direkt von
608 dem Datenträger zu lesen. Dazu muss dem Laufwerk eine
609 Gerätedatei zugeordnet sein (Variable device). Diese
610 Einstellung ist vor allem für solche Programme sinnvoll, die
611 nur dann funktionieren, wenn sich beispielsweise die
612 richtige CDROM im Laufwerk befindet und die dies anhand der
613 Seriennummer oder der Datenträgerbezeichnung
614 feststellen. Beispiel: "ReadVolInfo" = "true"
616 7.3 Allgemeine Einstellungen
618 Im Abschnitt [wine] der Konfigurationsdatei werden die wichtigsten
619 allgemeinen Einstellungen vorgenommen. Im wesentlichen handelt es
620 sich dabei um Verzeichnisangaben. Es ist zu beachten, dass diese
621 Verzeichnisangaben in der unter DOS und Windows üblichen Weise zu
622 erfolgen haben. D.h., jedem Verzeichnis muss ein Laufwerksbuchstabe
623 vorangestellt werden. Laufwerksbuchstaben und Verzeichnis werden
624 durch einen Doppelpunkt voneinander getrennt, außerdem werden
625 einzelne Verzeichnisse nicht durch einen normalen Schrägstrich,
626 sondern durch einen umgekehrten Schrägstrich (Backslash)
627 voneinander separiert. Die Angaben werden durch die im vorherigen
628 Abschnitt beschriebenen Zuordnungen von Laufwerksbuchstaben in
629 UNIX-Dateinamen übersetzt.
632 Unter Windows spielt das Windows-Verzeichnis eine besondere
633 Rolle. Programme legen hier oft Initialisierungsdateien ab
634 und Installationsprogramme kopieren gelegentlich
635 verschiedene Dateien in dieses Verzeichnis. Mit der
636 Variablen Windows wird eingestellt, welches Verzeichnis von
637 den unter WINE ausgeführten Programmen als
638 Windows-Verzeichnis behandelt werden soll. Das hier
639 angegebene Verzeichnis muss existieren, bevor WINE das erste
640 Mal gestartet wird. Wenn WINE eine bestehende
641 Windows-Installation verwenden soll, muss hier das
642 Verzeichnis angegeben werden, in dem sich die Installation
645 Falls WINE mit einer existierenden Windows-Installation
646 verwendet werden soll und diese Installation sich auf der
647 Festplattenpartition befindet, die unter Windows den
648 Laufwerksbuchstaben C: trägt und unter Linux durch die
649 Gerätedatei /dev/hda1 repräsentiert wird, so könnte diese
650 Partition beispielsweise unter Linux beispielsweise in das
651 Verzeichnis /Windows eingebunden werden. Diesem Verzeichnis
652 wäre dann im Abschnitt, welcher die
653 Laufwerksbuchstabenkonfiguration enthält der
654 Laufwerksbuchstabe C: zuzuordnen:
660 "Filesystem" = "win95"
662 Wenn weiter der Name des Windows-Verzeichnisses dieser
663 Installation windows lautet (unter Windows also C:\windows
664 und unter Linux /Windows/windows), so wäre im Abschnitt
665 [wine] der Konfigurationsdatei folgende Angabe vorzunehmen:
667 "Windows" = "C:\\Windows"
669 Soll WINE jedoch ohne existierende Windows-Installation
670 benutzt werden, so kann ein beliebiges Verzeichnis als
671 Wurzelverzeichnis für das Laufwerk dienen, welches das
672 Windows-Verzeichnis beinhaltet, beispielsweise könnte
673 hierfür das Verzeichnis /Windows angelegt werden. In diesem
674 Verzeichnis müsste nun das Windows-Verzeichnis erzeugt
675 werden, welches daraufhin wie oben beschrieben im Abschnitt
676 [wine] als Windows-Verzeichnis deklariert werden müsste.
679 Das System-Verzeichnis hat eine ähnliche Bedeutung wie das
680 Windows-Verzeichnis. Unter Windows befinden sich in diesem
681 Verzeichnis im wesentlichen die Programmbibliotheken, es ist
682 normalerweise ein Unterverzeichnis des
683 Windows-Verzeichnisses. Dieses Verzeichnis muss ebenfalls
684 existieren, bevor WINE das erste Mal gestartet wird. Auch
685 hier muss das System-Verzeichnis der bestehenden
686 Windows-Installation angegeben werden, falls eine solche
687 benutzt werden soll. Unter Windows 95/98 trägt dieses
688 Verzeichnis normalerweise den Namen system und unter Windows
689 NT den Namen system32. Beispiel: "System" = "C:\\Windows\\System".
692 Das Temp-Verzeichnis wird von vielen Windows-Programmen dazu
693 benutzt, temporäre Dateien abzulegen. Damit dies gelingt,
694 muss hier ein Verzeichnis angegeben werden, welches sich auf
695 einem Laufwerk befindet, das einem UNIX-Verzeichnis
696 entspricht, in dem Schreibberechtigung besteht. Beispiel:
700 Diese Variable hat die gleiche Bedeutung wie die
701 Umgebungsvariable PATH unter UNIX. Ihr Wert besteht aus
702 einer Kette einzelner Verzeichnisnamen, die nach einem
703 auszuführenden Programm durchsucht wird, wenn der Name eines
704 solchen Programms nicht mit Verzeichnisnamen angegeben
705 wurde. Es ist zu beachten, dass die einzelnen Elemente diese
706 Variable unter Windows nicht durch einen Doppelpunkt sondern
707 durch ein Semikolon voneinander getrennt werden, außerdem
708 erwarten viele Windows-Programme, dass das Windows- und das
709 System-Verzeichnis in dieser Variablen enthalten
711 "Path" = "C:\\Windows;C:\\Windows\\System;D:\\Winstuff".
714 Diese Variable wird von WINE benutzt, um den
715 benutzerspezifischen Teil der Systemregistratur einer
716 bestehenden Windows-Installation zu laden. Falls es sich bei
717 der bestehenden Installation um Windows 95/98 handelt, das
718 nicht mit mehreren Benutzern betrieben wird oder ohne eine
719 bestehende Windows-Installation gearbeitet werden soll,
720 braucht die Variable Profile nicht gesetzt zu werden. Wenn
721 jedoch eine Windows NT- oder eine Windows 95/98-Installation
722 mit mehreren Benutzern eingesetzt wird, muss hier angegeben
723 werden, aus welchem Verzeichnis WINE die benutzerspezifische
724 Registrationsdaten laden soll. Diese Verzeichnisse befinden
725 sich normalerweise im Unterverzeichnis Profiles des
726 Windows-Verzeichnis und tragen den Namen des Benutzers,
727 dessen Konfigurationsdaten sie beherbergen. Beispiel:
728 "Profile" = "C:\\Windows\\Profiles\\Peter".
731 WINE kann unterschiedliche Treiber für die graphische
732 Ausgabe verwenden. Welcher Treiber zu verwenden ist, wird
733 mit dieser Variablen festgelegt. Zur Zeit stehen zwei
734 Treiber zur Verfügung, nämlich x11drv für die Verwendung des
735 X Window Systems und ttydrv für die Verwendung von WINE an
736 der Konsole. Der Treiber ttydrv ist zur Zeit nicht voll
737 funktionsfähig, weswegen sich hier nur die Verwendung des
738 Treibers x11drv empfiehlt, dies ist auch die
739 Standardeinstellung, wenn die Variable nicht gesetzt
740 wird. Beispiel: "GraphicsDriver" = "x11drv".
742 7.4 Konfiguration der zu verwendenden Bibliotheken
744 Wie UNIX/Linux-Programme bestehen Windows-Programme in der Regel
745 aus der eigentlichen Programmdatei und einer Reihe von
746 Programmbibliotheken, die beim Laden des Programms oder später mit
747 dem Programm verbunden werden. Eine Reihe der Programmbibliotheken
748 unter Windows stellt dabei gleichzeitig die Schnittstelle zum
749 Betriebssystem dar. Neben dem eigentlichen Windows-Programm werden
750 also die Bibliotheken benötigt, um das Programm ausführen zu
753 WINE stellt eine große Anzahl der normalerweise unter Windows
754 verfügbaren Bibliotheken zur Verfügung. Diese Bibliotheken liegen
755 entweder in Form eigener Dateien vor, welche sich standardmäßig im
756 Verzeichnis /usr/local/lib befinden, oder sie sind direkt in der
757 Programmdatei wine enthalten. WINE ist jedoch auch in der Lage, die
758 normalen Windows-Bibliotheken zu verwenden; dies ist beispielsweise
759 dann notwendig, wenn von einem Programm eine Bibliothek benötigt
760 wird, bei der es sich nicht um eine standardmäßige Windows-Bibliothek
761 handelt, sondern um eine, die dem System während der Installation
762 des betreffenden Programms hinzugefügt worden ist. Solche Bibliotheken
763 werden normalerweise nicht von WINE zur Verfügung gestellt.
765 Falls WINE mit einer bestehenden Windows-Installation benutzt wird,
766 bietet es sich u.U. an, in einigen Fällen an Stelle der von WINE
767 zur Verfügung gestellten Bibliotheken die Bibliotheken der
768 Windows-Installation zu verwenden. Diese sind in vielen Fällen
769 vollständiger und können dem auszuführenden Programm deswegen eher
770 die erwartete Funktionalität zur Verfügung stellen. Dabei ist
771 jedoch zu beachten, dass dies nur mit solchen Bibliotheken möglich
772 ist, die keine Betriebssystemfunktionen beinhalten. Bibliotheken,
773 die lediglich einfachen Programmcode, wie beispielsweise den für
774 häufig benötigte Dialoge, beinhalten, können hingegen problemlos
775 aus einer bestehenden Windows-Installation benutzt werden.
777 Die meisten Bibliotheken stehen unter Windows (95/98) in zwei
778 verschiedenen Versionen zur Verfügung, einer 32Bit-Version, die von
779 32Bit-Programmen geladen werden kann und einer 16Bit-Version, die
780 von 16Bit-Programmen benutzt werden kann. Beide Versionen benutzen
781 in der Regel Programmcode aus der jeweils zugehörigen anderen
782 Version (Unter Windows 95/98 befindet sich die eigentliche
783 Funktionalität meist in den 16Bit-Bibliotheken, die von den
784 32Bit-Versionen geladen und aufgerufen werden). Deswegen ist es
785 erforderlich, dass immer jeweils beide Versionen einer Bibliothek
786 als Windows- oder als WINE-Bibliothek geladen werden, andere
787 Einstellungen führen in der Regel direkt nach dem Aufruf von WINE
788 zu Fehlern. Die folgende Tabelle zeigt, welche der wichtigsten 16-
789 und 32-Bit Bibliotheken zusammen gehören und gibt Auskunft darüber,
790 ob diese Bibliotheken aus einer bestehenden Windows-Installation
791 geladen werden können oder unbedingt von WINE zur Verfügung
792 gestellt werden müssen. Es wird jeweils zunächst die 16-Bit Version
793 und dann die 32-Bit Version genannt.
797 Diese Bibliothek stellt die Schnittstelle zu den grundlegenden
798 Funktionen, wie Dateizugriff, Ein- und Ausgabe oder
799 Prozesssynchronisation, von Windows-Betriebssystemen zur Verfügung.
800 Deswegen können hier nicht die Bibliotheken einer
801 Windows-Installation benutzt werden.
805 Diese Bibliothek enthält die Schnittstelle zu dem Betriebssystem
806 Windows NT. Es muss deswegen die WINE-Version benutzt werden.
810 Hier befinden sich u.a. Funktionen zum Zugriff auf die
811 Windows-Registratur sowie Sicherheitsfunktionen und
812 kryptographische Funktionen. In der Regel empfiehlt es sich, WINEs
813 Version dieser Bibliothek zu verwenden.
817 Hier befindet sich die Internet Protokoll (IP) Schnittstelle von
818 Windows. Mit WINE wird die IP-Funktionalität des Betriebssystems
819 (Linux) benutzt, so dass hier die WINE-Versionen dieser
820 Bibliotheken benutzt werden müssen, welche die IP-Aufrufe von
821 Windows-Programmen an Linux weiterleiten.
825 GDI steht für Graphics Device Interface. Die Bibliothek stellt eine
826 einheitliche Schnittstelle zur Bildschirmausgabe und zu Druckern
827 dar. Auch hier müssen die WINE-Versionen benutzt werden.
831 User stellt u.a. Funktionen zur Fensterverwaltung, zu Menüs oder
832 zur Bedienung der Zwischenablage bereit. Die Windows 95/98
833 Versionen dieser Bibliotheken konnten früher unter bestimmten
834 Bedingungen mit WINE benutzt werden. Die USER-Bibliotheken von
835 Windows NT rufen in der Regel Funktionen im NT-Kernel auf und
836 können deswegen nicht mit WINE benutzt werden. Es empfiehlt sich,
837 die User-Bibliotheken von WINE zu verwenden.
841 Diese beiden Bibliotheken stellen Funktionen zum Dekomprimieren
842 von LZ-Archiven zur Verfügung. Solche Funktionen werden im
843 wesentlichen von Installationsprogrammen benötigt. Die zu Windows
844 gehörenden Versionen dieser Bibliotheken benutzen einige Funktionen
845 aus der Kernel-Bibliothek, die in WINE zur Zeit nicht implementiert
846 sind. Es müssen deswegen die von WINE bereitgestellten Versionen
851 Diese Bibliothek (common controls) stellt Funktionen zur Erzeugung
852 oft benutzter Fensterelemente, wie Werkzeugleisten oder
853 Statusanzeigen, zur Verfügung. Es können sowohl die Version von
854 WINE als auch die Windows-Version der Bibliothek benutzt werden.
858 Hier befinden sich komplette Dialoge, die oft von
859 Windows-Programmen benutzt werden (Farbauswahl, Auswahl der
860 Schriftart, Suchen und Ersetzen usw.). Auch hier können wahlweise
861 die Windows- oder WINE-Versionen benutzt werden.
865 Die Shell-Bibliothek beinhaltet den größten Teil der
866 Benutzerschnittstellen von Windows. Sie wird unter Windows
867 besonders vom Explorer (dem Dateimanager) und vielen anderen
868 Anwendungen benutzt, die Funktionen wie beispielsweise
869 Drag-and-Drop unterstützen. Prinzipiell kann sowohl die Windows-
870 als auch die WINE-Version benutzt werden.
874 Dies ist die standardmäßige C-Laufzeitbibliothek von Windows. Zur
875 Zeit ist die Windows-Version vollständiger, weswegen einige
876 Programme mit der WINE-Version nicht richtig funktionieren.
878 Neben den hier genannten wichtigsten Systembibliotheken stellt WINE
879 eine Reihe weiterer Bibliotheken zur Verfügung, beispielsweise zur
880 Unterstützung von Multimedia-Anwendungen. Falls eine
881 Windows-Installation zur Verfügung steht, empfiehlt es sich in
882 vielen Fällen, auszuprobieren, ob ein Programm besser mit den
883 WINE-Versionen oder den Windows-Versionen dieser Bibliotheken
886 In der Datei ~/.wine/config gibt es zwei Abschnitte, mit denen
887 bestimmt wird, welche Bibliotheken aus einer Windows-Installation
888 geladen werden sollen. Darüberhinaus können diese Einstellungen
889 beim Aufruf von WINE an der Kommandozeile überschrieben werden.
890 Im allgemeinen empfiehlt es sich, die Einstellungen in der
891 Beispielversion der Konfigurationsdatei (documentation/samples/config)
892 zu übernehmen und diese nur dann zu verändern, falls
893 bestimmte Programme mit den Voreinstellungen nicht richtig
894 funktionieren. Falls die Bibliotheken einer Windows-Installation
895 benutzt werden sollen, ist darauf zu achten, dass diese auch von
896 WINE gefunden werden können. Dies setzt in der Regel voraus, dass
897 mit den Variablen Windows und System im allgemeinen Teil der
898 Konfiguration auf das Windows- bzw. das Systemverzeichnis einer
899 gültigen Windows-Installation gezeigt wird und dass diese beiden
900 Verzeichnisse im Wert der Variablen Path genannt werden.
902 Im Abschnitt [DllDefaults] können die folgenden beiden Einstellungen
906 Hiermit wird bestimmt, welche Reihenfolge WINE standardmäßig
907 benutzen soll, wenn versucht wird, eine Bibliothek zu laden.
908 Diese Reihenfolge wird durch die folgenden Schlüsselwörter
912 Es soll versucht werden, die Windows-Version der
913 betreffenden Bibliothek zu laden.
916 Es soll versucht werden, die WINE-Version der
917 betreffenden Bibliothek zu laden.
920 Elfdlls sind eine besondere Form von
921 Windows-Bibliotheken, welche von WINE zur Verfügung
922 gestellt werden. Sie sind ursprünglich geplant worden,
923 um die eingebauten Bibliotheken abzulösen, allerdings
924 haben die eingebauten Bibliotheken mit der Zeit viele
925 der für Elfdlls geplanten Funktionen bekommen, so dass
926 diese Form von Bibliotheken zur Zeit keine besondere
930 In einigen Fällen gibt es von einer Bibliothek Linux-
931 und Windows-Versionen, die sich sowohl hinsichtlich
932 ihrer Funktionalität als auch hinsichtlich der
933 aufrufbaren Funktionen in der Bibliothek nicht
934 unterscheiden. Falls ein Windows-Programm die
935 Windows-Version einer solchen Bibliothek laden will,
936 kann WINE versuchen, an Stelle dessen die Linux-Version
937 zu laden und die Funktionen dieser Version an Stelle
938 der in der Windows-Version aufrufen. Mit dem
939 Schlüsselwort so kann dieses Verhalten hervorgerufen
942 Durch die Reihenfolge, mit der diese Schlüsselwörter der
943 Variablen DefaultLoadOrder zugeordnet werden, wird
944 festgelegt, in welcher Reihenfolge WINE die einzelnen
945 Strategien benutzt. Wurde beispielsweise "DefaultLoadOrder" =
946 "native, builtin, so" angegeben, so versucht WINE, wenn eine
947 Bibliothek geladen werden muss, zunächst die
948 Windows-Version zu laden. Wenn dies nicht funktioniert (in
949 der Regel, weil die Bibliothek nicht vorhanden ist oder
950 nicht gefunden werden kann), wird versucht, die WINE-Version
951 der Bibliothek zu verwenden und falls auch eine solche nicht
952 vorhanden ist, wird versucht, direkt die UNIX-Version der
953 entsprechenden Bibliothek zu laden.
955 Im Abschnitt [DllOverrides] lässt sich das im vorherigen Abschnitt
956 spezifizierte Verhalten für einzelne Bibliotheken wieder
957 überschreiben. Während es nämlich im allgemeinen eine gute
958 Strategie ist, zunächst zu versuchen, die Windows-Versionen von
959 Bibliotheken zu laden, darf dies (wie oben beschrieben) bei
960 bestimmten Bibliotheken auf keinen Fall geschehen und es müssen in
961 jedem Fall die WINE-Versionen benutzt werden. Als Variablen werden
962 in diesem Abschnitt die Bibliotheken genannt, für die eine
963 spezielle Reihenfolge gelten soll. Hinter dem Gleichheitszeichen
964 wird dann die für diese Bibliotheken gewünschte Reihenfolge in der
965 gleichen Form angegeben, wie es im vorherigen Abschnitt beschrieben
969 "krnl386, kernel32" = "builtin"
970 "gdi, gdi32" = "builtin"
971 "user, user32" = "builtin"
972 "shell,shell32" = "native, builtin"
975 7.5 Konfiguration des X11 Graphiktreibers
977 Der X11 Graphiktreiber stellt die Schnittstelle zwischen den
978 Graphikfunktionen der Windows-Betriebssysteme und dem X Window
979 System dar. Er ermöglicht es also, dass Windows-Programme unter
980 WINE das X Window System ähnlich benutzen können, wie sie unter
981 echtem Windows eine normale Graphikkarte benutzen. Das Verhalten
982 des Treibers wird im Abschnitt x11drv der Konfigurationsdatei
983 eingestellt. Dort stehen die folgenden Variablen zur Verfügung:
986 Wenn diese Variable auf true gesetzt ist, verwendet WINE
987 eine eigene Farbpalette. Bei X-Servern die mit eine
988 Farbtiefen von 256 Farben (8bpp) oder weniger betrieben
989 werden, hat das zur Folge, dass andere Fenster u.U. in
990 falschen Farben dargestellt werden, wenn zu WINE gehörende
991 Fenster in den Vordergrund geschaltet sind. Dafür kann WINE
992 jedoch Farben besser darstellen als ohne diese
993 Einstellung. Falls der X Server mit einer Farbtiefe von mehr
994 als 256 Farben betrieben wird, ist die Einstellung
998 Wenn WINE keine eigene Farbpalette verwendet, kann hier
999 angegeben werden, wieviele Farben von der systemweit
1000 geteilten Palette maximal von WINE benutzt werden
1001 dürfen. Der höchstmögliche Wert ist hier 256, weil bei
1002 besseren Farbtiefen keine Palette benutzt wird. Beispiel:
1003 "AllocSystemColors" = "100".
1006 An einigen Stellen hat WINE die Möglichkeit,
1007 Graphikoperationen entweder so durchzuführen, dass sie
1008 besonders schnell sind oder so, dass sie besonders korrekt
1009 ausgeführt werden. Wenn diese Variable auf den Wert true
1010 gesetzt wird, wird der Genauigkeit Vorzug gegeben. Beispiel:
1011 "PerfectGraphics" = "false".
1014 DGA (Direct Graphics Access) ist eine Erweiterung von
1015 XFree86, welche den direkten Zugriff auf den Speicher der
1016 Graphikkarte ermöglicht. Dadurch lassen sich
1017 Graphikoperationen wesentlich schneller durchführen als
1018 normalerweise. Die DirectDraw-Bibliothek (DirectX) von WINE
1019 kann diese Erweiterung benutzen, wodurch sich insbesondere
1020 Spiele mit einer ähnlichen Geschwindigkeit wie unter Windows
1021 ausführen lassen. Weil DGA den direkten Hardwarezugriff
1022 erfordert, sind dazu in der Regel Administratorrechte
1023 erforderlich. Die Verwendung von DGA wird mit "UseDGA" = "true"
1024 ein- und mit "UseDGA" = "false" ausgeschaltet.
1027 Anwendungen, die DirectDraw benutzen, versuchen
1028 normalerweise den Bildschirm in eine bestimmte Auflösung und
1029 Farbtiefe zu schalten. WINE kann die Auflösung zwar
1030 verändern, falls sich in der Datei XF86Config eine
1031 Definition für den angeforderten Modus befindet, weil das X
1032 Window System jedoch nicht den Wechsel der Farbtiefe
1033 unterstützt, ist es oft erforderlich, den X-Server in der
1034 benötigten Farbtiefe zu starten, bevor WINE gestartet wird.
1037 Diese Option bewirkt, dass der Mauszeiger - bei der
1038 Verwendung von DirectDraw (DirectX) - das von DirectDraw
1039 gesteuerte Fenster nicht verlassen kann. Dies ist notwendig,
1040 um einige Programme richtig bedienen zu können, allerdings
1041 wird dadurch verhindert, mit der Maus in ein anderes Fenster
1042 zu schalten, beispielsweise um WINE zu beenden. Beispiel:
1046 Einige X-Server unterstützen unterschiedliche Farbtiefen auf
1047 dem selben Bildschirm. Mit dieser Variable kann ausgewählt
1048 werden, welche Farbtiefe in einem solchen Fall benutzt
1052 WINE kann von Windows-Programmen dargestellte Fenster
1053 u.a. unabhängig vom eingesetzten Window-Manager anzeigen
1054 oder sie unter die Kontrolle des Window-Managers
1055 stellen. Das zweite Verfahren bietet eine bessere
1056 Integration von Windows-Programmen in die Arbeitsumgebung
1057 unter Linux, weil die Fenster dann genauso wie die von
1058 Linux-Programmen erscheinen und zu steuern sind. Welcher der
1059 verfügbaren Anzeigemodi verwendet werden soll, wird
1060 normalerweise an der Kommandozeile beim Aufruf von WINE
1061 angegeben. Durch diese Variable in der Konfigurationsdatei
1062 lässt sich festlegen, ob von WINE gesteuerte Fenster
1063 standardmäßig den Window-Manager verwenden sollen ("Managed" =
1066 DesktopDoubleBuffered
1067 Diese Option sollte auf den Wert true gesetzt werden, wenn
1068 mit WINE Programme benutzt werden, die OpenGL
1069 benutzen. Hierdurch wird die Darstellung solcher Anwendungen
1072 7.6 Konfiguration der zu verwendenden Schriftarten
1074 Der X11-Graphiktreiber x11drv verwendet zur Darstellung von Schrift
1075 die Schriftarten, die dem X-Server direkt oder über einen Fontserver
1076 zur Verfügung stehen. Eine Reihe von Windows-Anwendungen erwarten
1077 allerdings ganz bestimmte Schriften, die unter Windows in der Regel
1078 verfügbar sind und viele Anwendungen werden anders als unter Windows
1079 dargestellt, falls andere Schriftarten benutzt werden müssen.
1081 Windows verwendet normalerweise zwei unterschiedliche Typen von
1082 Schriftarten, nämlich so genannten TrueType-Schriften und einfache
1083 Bitmap-Schriftarten. Beide Schrifttypen können von XFree86 in der
1084 Versionsfamilie 3.x standardmäßig nicht zur Verfügung gestellt
1085 werden. Allerdings ist es möglich, Windows-Bitmap-Schriftarten in
1086 ein Format zu übersetzen, welches von XFree86 eingebunden werden
1087 kann. TrueType-Schriftarten können über spezielle
1088 TrueType-Fontserver, die mittlerweile in den meisten Distributionen
1089 enthalten sind, eingebunden werden. Falls eine Windows-Installation
1090 zur Verfügung steht, empfiehlt es sich im allgemeinen, die dort
1091 vorhandenen Schriftarten auch unter Linux einzubinden, damit unter
1092 WINE ausgeführte Windows-Anwendungen die erwarteten Schriftarten
1093 vorfinden. Wenn WINE ohne Windows-Schriftarten benutzt wird,
1094 versucht das Programm, die angeforderten Schriften durch die
1095 Schriften des X Window Systems zu ersetzen, wodurch sich
1096 Veränderungen im Erscheinungsbild der Anwendungen ergeben können.
1098 7.6.1 Einbinden von Bitmap-Schriften
1100 Windows Bitmap-Schriftarten befinden sich normalerweise im
1101 Unterverzeichnis fonts des Windows-Verzeichnisses und haben die
1102 Dateinamensendung .fon. Es ist aber auch möglich, dass sie in
1103 ausführbaren Dateien oder in Bibliotheken enthalten sind. Im
1104 Unterverzeichnis tools des Basisverzeichnisses mit dem
1105 WINE-Quellcode befindet sich das Programm fnt2bdf, mit dem die
1106 Fonts aus diesen Dateien extrahiert und in das Bitmap Distribution
1107 Format (.bdf) umgewandelt werden können. Dazu ist das Programm
1108 folgendermassen aufzurufen:
1110 fnt2bdf -o Basisname Schriftdatei
1112 Dabei ist für Schriftdatei der Name der Datei anzugeben, in der
1113 sich die zu extrahierenden Schriften befinden und für Basisname
1114 eine Bezeichnung, mit der die Namen der zu extrahierenden Dateien
1115 beginnen sollen. Es ist zu beachten, dass sich in der Regel in
1116 einer Windows-Schriftartendatei mehrere Schriftarten befinden, die
1117 in unterschiedliche Dateien extrahiert werden. Bei einigen
1118 Schriftarten ist es notwendig, dem Programm mitzuteilen, wie die
1119 Schriftarten kodiert sind. Hierzu ist die Option -c zu verwenden
1120 und dahinter die Bezeichnung der Kodierung anzugeben. Eine
1121 Übersicht über alle von dem Programm unterstützten Optionen wird
1122 ausgegeben, wenn es ohne Parameter aufgerufen wird. Um also
1123 beispielsweise die Bitmap-Schriften aus der Datei SERIFF.FON in
1124 Dateien zu extrahieren, deren Namen mit der Bezeichnung seriff
1125 beginnen, wäre das Programm so aufzurufen:
1127 fnt2bdf -o seriff SERIFF.FON
1129 Es werden dann eine Reihe von Dateien mit unterschiedlichen Fonts
1130 aus der Originaldatei erzeugt. Im nächsten Schritt sind diese
1131 Dateien mit dem Programm bdftopcf(1) in das so genannte Portable
1132 Compiled Format zu übersetzen. Dieses Programm sollte Bestandteil
1133 jeder X11-Installation sein und ist durch eine Manualseite
1134 dokumentiert. Um beispielsweise die Datei seriff_r400-23.bdf zu
1135 übersetzen und das Ergebnis in die Datei seriff_r400-23.pcf zu
1136 schreiben, könnte das Programm so aufgerufen werden:
1138 bdftopcf -o seriff_r400-23.pcf seriff_r400-23.bdf
1140 Die auf diese Weise erzeugten Dateien können nun in eines der, von
1141 dem X-Server oder einem Fontserver benutzten, Font-Verzeichnis
1142 kopiert werden. In diesem Verzeichnis ist danach der Befehl
1143 mkfontdir aufzurufen, damit der dort befindlich Fontindex neu
1144 erzeugt wird. Bevor die Schriften dann tatsächlich unter X zur
1145 Verfügung stehen und damit von WINE benutzt werden können, muss X
1146 neu gestartet oder der folgende Befehl an der Kommandozeile
1151 Im Unterverzeichnis tools des WINE-Quellcodeverzeichnisses befindet
1152 sich ein Shellskript mit dem Namen font_convert.sh, welches die
1153 oben genannten Schritte automatisch durchführt und alle unterhalb
1154 eines Verzeichnisses befindlichen Bitmap-Schriftarten automatisch
1155 konvertiert und installiert.
1157 7.6.2 Einbinden von TrueType-Schriften
1159 Wie bereits erwähnt, können die X-Server von XFree86 in der
1160 Versionsfamilie 3.x keine TrueType-Schriften darstellen. Seit
1161 XFree86 4.0 hat sich dies allerdings geändert, so dass solche
1162 Schriften zukünftig problemlos unter X - und damit auch mit WINE -
1163 zur Verfügung gestellt werden können. Leider können über das
1164 X-Font-Protokoll nicht alle von manchen Windows-Programmen
1165 benötigten Informationen über TrueType-Fonts dargestellt werden, so
1166 dass manche Windows-Programme auch dann noch nicht richtig
1167 funktionieren, wenn die benötigten Fonts zur Verfügung gestellt
1168 worden sind. Mit XFree86 3.x bietet sich der Einsatz eines
1169 TrueType-Fontservers an. Zur Zeit stehen drei unterschiedliche
1170 solcher Programme zur Verfügung, nämlich: xfs-xtt (Debian-Paket:
1171 xfs-xtt), xfstt (Debian-Paket xfstt) und xfsft (im Internet unter
1172 der Adresse http://www.dcs.ed.ac.uk/home/jec/programs/xfsft/
1175 Der Autor hat mit dem Programm xfsft die besten Ergebnisse erzielt.
1176 Dieser Server lässt sich leicht konfigurieren und ist kompatibel zu
1177 herkömmlichen Fontservern, so dass nicht zwei verschiedene
1178 Fontserver auf einem Rechner ausgeführt werden müssen. Dieses
1179 Programm diente auch als Grundlage für die Integration der
1180 TrueType-Unterstützung in XFree86 4.0.
1182 Um die von einem Fontserver zur Verfügung gestellten Schriften zu
1183 verwenden, muss dem X-Server die Adresse des Fontservers mitgeteilt
1184 werden. Dies kann entweder in der Datei /etc/X11/XF86Config oder
1185 durch Eingabe dieses Befehls geschehen:
1187 xset fp+ tcp/localhost:7100
1189 Dabei muss localhost u.U. gegen den Namen des Rechners ausgetauscht
1190 werden, auf dem der Fontserver ausgeführt werden und 7100 durch den
1191 Port, der vom Fontserver benutzt wird. Wenn der Fontserver auf dem
1192 selben Rechner ausgeführt wird wie der X-Server, dann können zur
1193 Kommunikation zwischen X-Server und Fontserver auch
1194 UNIX-Domain-Sockets benutzt werden. Der entsprechende Befehl könnte
1195 dann folgendermaßen aussehen:
1199 7.6.3 Font-Einstellungen in der WINEs Konfigurationsdatei
1201 In der Konfigurationsdatei ~/.wine/config bzw. wine.conf stehen die
1202 folgenden Variablen zur Verfügung, mit denen WINEs Umgang mit
1203 Schriftarten beeinflusst werden kann:
1206 Unter Windows können Programme die Größe eines zu
1207 verwendenden Fonts in Punkten (an Stelle von Pixeln)
1208 angeben. Damit die Schriftart dann in der richtigen Größe
1209 angezeigt werden kann, muss die tatsächliche Größe des
1210 Bildschirms bekannt sein, was unter X nicht unbedingt der
1211 Fall ist. Mit der Variable Resolution kann deswegen justiert
1212 werden, welche Schriftgrößen in solchen Fällen von WINE
1213 ausgewählt werden. Der Standardwert ist 96, sinnvolle Werte
1214 liegen zwischen 60 und 120. Beispiel: "Resolution" = "100".
1217 Mit dieser Variable wird angegeben, welche Schriftart WINE
1218 als Standard verwenden soll. Die dabei anzugebende
1219 Zeichenkette besteht aus der Herstellerbezeichnung der zu
1220 verwendenden Schriftart und ihrem Namen, diese Bezeichnungen
1221 werden durch ein Minuszeichen miteinander verbunden,
1222 außerdem muss sich zu Beginn und am Ende der Zeichenkette
1223 ein Minuszeichen befinden. Die unter X11 verfügbaren Fonts
1224 können beispielsweise mit den Programmen xfontsel(1) oder
1225 xlsfonts(1) ausgewählt werden.
1226 Beispiel: "Default" = "-adobe-times-"
1229 Hiermit wird festgelegt, welchen Font WINE als
1230 standardmäßige Schriftart mit gleichmäßiger Buchstabenbreite
1231 verwenden soll. Der Name der gewünschten Schrift ist wie
1232 bei der Variablen Default anzugeben. Beispiel:
1233 "DefaultFixed" = "-sony-fixed-"
1236 Hiermit wird festgelegt, welchen Font WINE als
1237 standardmäßige Schriftart mit Serifen verwenden
1238 soll. Beispiel: "DefaultSerif" = "-adobe-times-"
1241 Hiermit wird bestimmt, welchen Font WINE als standardmäßige
1242 Schriftart ohne Serifen verwenden soll. Beispiel:
1243 "DefaultSansSerif" = "-adobe-helvetica-"
1246 Wenn WINE das erste Mal gestartet wird, fragt es vom
1247 X-Server die Eigenschaften der verfügbaren Fonts ab. Weil
1248 diese Operation recht zeitaufwendig ist, wird das Ergebnis
1249 der Abfrage in einer Datei im Heimatverzeichnis des
1250 betreffenden Benutzers gespeichert. Die Abfrage braucht dann
1251 bei einem späteren Aufruf des Programms nur ausgeführt zu
1252 werden, falls sich die verfügbaren Fonts geändert haben. Mit
1253 dieser Variablen kann angegeben werden, in welcher Datei die
1254 Fontdaten zwischengespeichert werden sollen. Dadurch lässt
1255 sich beispielsweise vermeiden, dass die Abfrage für jeden
1256 Benutzer erneut ausgeführt werden muss. Beispiel:
1257 "Fontmetric" = "/var/lib/WINE/font.cache".
1260 Wie weiter oben bereits angesprochen, kann es vorkommen,
1261 dass Windows-Anwendungen bestimmte Schriftarten benutzen
1262 wollen, die vom X-Server nicht zur Verfügung gestellt
1263 werden. Mit der Variable Alias können solchen Fontnamen
1264 anderen, unter X verfügbaren Schriftarten zugeordnet
1265 werden. Werte, die dieser Variablen zugeordnet werden,
1266 bestehen aus drei Elementen, die durch Kommata voneinander
1267 zu trennen sind. Das erste Element ist der Name der zu
1268 ersetzenden Schriftart, das zweite Element der Name der X
1269 Schriftart, in der Form, wie sie auch bei der Definition der
1270 Variablen Default anzugeben ist. Als drittes Element kann
1271 optional das Schlüsselwort subst angegeben werden. Dieses
1272 Schlüsselwort bewirkt, dass durch die Aliasdefinition eine
1273 bereits vorhandene Definition (die von WINE automatisch
1274 erstellt wurde) überschrieben wird. Weil es möglich ist,
1275 mehrere Alias-Definitionen vorzunehmen, muss der
1276 Variablenbezeichnung Alias jeweils eine Zahl nachgestellt
1277 werden, mit der angegeben wird, um die wievielte
1278 Alias-Definition es sich handelt. Dabei ist mit der Zahl
1279 Null zu beginnen, es darf keine Zahl ausgelassen
1280 werden. Beispiel: "Alias0" = "System, --international-, subst"
1282 7.7 Konfiguration von Schnittstellen und Hardwarezugriff
1284 WINE kann Anwendungen den direkten Zugriff auf serielle und
1285 parallele Schnittstellen sowie auf weitere beliebige Ein- und
1286 Ausgabeadressen gestatten. Grundsätzlich ist dabei zu bedenken,
1287 dass der betreffende WINE-Prozess mit ausreichenden Privilegien
1288 ausgestattet sein muss, damit ein solcher Zugriff tatsächlich
1289 möglich wird. Wird WINE mit gewöhnlichen Benutzerrechten (und nicht
1290 mit den Privilegien des Administrators) ausgeführt, bedeutet dies
1291 in der Regel, dass die Zugriffsrechte auf die Gerätedateien, welche
1292 Geräte repräsentieren, auf die Windows-Programmen der Zugriff
1293 gestattet werden soll, überprüft werden müssen. Der direkte Zugriff
1294 auf Ein- und Ausgabeadressen ist unter Linux ausschließlich dem
1295 Administrator gestattet.
1297 Zur Konfiguration der seriellen Schnittstellen dient der Abschnitt
1298 [serialports] in der Konfigurationsdatei. Die einzelnen Variablen in
1299 diesem Abschnitt bezeichnen die seriellen Schnittstellen so wie es
1300 unter DOS und Windows üblich ist (Com1, Com2 usw.). Als Wert wird
1301 diesen Variablen der Name der Gerätedatei übergeben, welche die
1302 entsprechende Schnittstelle unter Linux repräsentiert. Falls also
1303 Windows-Anwendungen unter WINE über die Schnittstelle Com1 auf das
1304 Gerät zugreifen sollen, das unter Linux durch die Gerätedatei
1305 /dev/ttyS0 repräsentiert wird, so muss in der Konfigurationsdatei
1306 der folgende Abschnitt zu finden sein:
1309 "Com1" = "/dev/ttyS0"
1312 Die Konfiguration paralleler Schnittstellen erfolgt analog zur
1313 Konfiguration serieller. Der Name des entsprechenden Abschnitts
1314 lautet [parallelports] und die Namen paralleler Schnittstellen
1315 unter DOS und Windows lauten Lpt1, lpt2 usw. Wenn also von
1316 Windows-Programmen unter WINE über den Namen Lpt1 auf die parallele
1317 Schnittstelle zugegriffen werden soll, welche unter Linux durch die
1318 Gerätedatei /dev/lp0 repräsentiert wird, so wäre in die
1319 Konfigurationsdatei dieser Abschnitt aufzunehmen.
1324 Um den Zugriff auf bestimmte Ein- und Ausgabeadressen zu ermöglichen,
1325 sind die gewünschten Adressen in hexadezimaler Schreibweise im
1326 Abschnitt [ports] anzugeben. Als Adressen lassen sich entweder
1327 einzelne Adressen (Beispiel: 0x779) oder Adressbereiche angeben. Bei
1328 Adressbereichen werden die untere und obere Adresse des gewünschten
1329 Bereichs, verbunden durch einen Bindestrich, angegeben (Beispiel:
1330 0x280-0x2a0). Wenn mehrere Adressen oder Adressbereiche konfiguriert
1331 werden sollen, sind diese hintereinander - durch Kommata getrennt -
1332 anzugeben. Adressen, von denen gelesen werden soll, sind der Variablen
1333 read zuzuordnen und solche, auf die geschrieben werden soll, der
1334 Variablen write. Falls auf eine bestimmte Adresse sowohl lesend als
1335 auch schreibend zugegriffen werden soll, ist sie beiden Variablen
1336 zuzuordnen. Beispiel:
1339 "read" = "0x378,0x379,0x220-0x2a0"
1340 "write" = "0x379,0x220-0x2a0"
1343 7.7.1 Zugriff auf SCSI-Geräte
1345 WINE ermöglicht auch den direkten Zugriff auf SCSI-Geräte (über die
1346 ASPI-Schnittstelle). Hierzu sind keine speziellen Angaben in der
1347 Konfiguration notwendig, allerdings muss der Kernel des Systems so
1348 konfiguriert worden sein, dass er die Unterstützung für generischen
1349 SCSI-Zugriff enthält. Außerdem müssen die Gerätedateien, welche die
1350 generischen SCSI-Geräte repräsentieren (normalerweise /dev/sg0,
1351 /dev/sg1 usw.) mit ausreichenden Rechten für den Zugriff
1354 7.8 Konfiguration der Windows-Systemregistratur
1356 Windows-Betriebssysteme stellen eine Datenbank zur Verfügung, in
1357 der Programme u.a. Konfigurationsdaten ablegen und später wieder
1358 auslesen können. Diese so genannte Registratur wird von WINE
1359 ebenfalls bereitgestellt. WINE ist ferner in der Lage, die
1360 Registratur einer bestehenden Windows-Installation zu importieren,
1361 damit den mit WINE ausgeführten Programmen alle Daten zur Verfügung
1362 stehen, die auch unter Windows verfügbar sind. Dies ist
1363 insbesondere dann von Bedeutung, wenn Programme unter Windows
1364 installiert worden sind und unter WINE ausgeführt werden. Es ist zu
1365 beachten, dass WINE die Registratur einer bestehenden
1366 Windows-Installation niemals verändert. Falls Programme also unter
1367 WINE Daten in die Registratur schreiben, stehen diese unter Windows
1368 nicht zur Verfügung. WINE speichert die Registratur vielmehr in
1369 eigenen Dateien, welche sich üblicherweise unterhalb des
1370 Heimatverzeichnisses des betreffenden Benutzers befinden. Neben den
1371 benutzerspezifischen Registraturdaten können vom Administrator
1372 systemweit gültige Dateien bereit gestellt werden. Diese befinden
1373 sich üblicherweise in dem gleichen Verzeichnis wie die systemweit
1374 gültige Konfigurationsdatei, also in /etc oder in /usr/local/etc,
1375 wenn WINE mit den Standardeinstellungen übersetzt wurde. Im
1376 Abschnitt [registry] der Konfigurationsdatei stehen die folgenden
1377 Variablen zur Verfügung, mit denen u.a. bestimmt werden kann, ob
1378 eine bestehenden Registratur importiert werden soll und wo WINE die
1379 eigene Registratur ablegen soll.
1381 LoadGlobalRegistryFiles
1382 Wenn diese Variable auf den Wert true gesetzt ist, liest
1383 WINE die systemweit gültigen Registraturdaten ein. Dies ist
1384 die Standardeinstellung. Beispiel: "LoadGlobalRegistryFiles" =
1387 LoadHomeRegistryFiles
1388 Wenn diese Variable auf den Wert true gesetzt ist, liest
1389 WINE die Registraturdaten aus dem Verzeichnis .wine im
1390 Heimatverzeichnis des aufrufenden Benutzers ein. Die
1391 Registraturdaten des Benutzers werden nach den systemweit
1392 gültigen Daten geladen, so dass Benutzer die
1393 Voreinstellungen aus der globalen Registratur mit eigenen
1394 Werten überschreiben können. Beispiel:
1395 "LoadHomeRegistryFiles" = "true"
1397 LoadWindowsRegistryFiles
1398 Mit dieser Variablen wird bestimmt, ob die Registratur einer
1399 bestehenden Windows-Installation geladen werden soll. Wenn
1400 die Variable auf den Wert true gesetzt ist, stellt WINE
1401 selbstständig fest, um welche Version von Windows es sich
1402 bei der bestehenden Installation handelt und liest die
1403 Registraturdaten der Installation ein. Es ist zu beachten,
1404 dass dies nur funktioniert, wenn das Windows- und das
1405 Systemverzeichnis im allgemeinen Teil der
1406 Konfigurationsdatei richtig angegeben worden sind und der
1407 bestehenden Installation entsprechen. Außerdem ist es
1408 u.U. notwendig, die Variable Profile im allgemeinen Teil
1409 richtig zu setzen. Beispiel: "LoadWindowsRegistryFiles" = "true".
1411 WriteToHomeRegistryFiles
1412 Wird diese Variable auf den Wert true gesetzt, versucht WINE
1413 alle Änderungen, die während der Laufzeit von WINE an der
1414 Registratur vorgenommen werden, in die Registraturdateien im
1415 Verzeichnis .wine des aufrufenden Benutzers zu
1416 schreiben. Dies ist in der Regel notwendig, damit
1417 Windows-Programme (insbesondere Installationsprogramme)
1418 Änderungen an der Konfiguration abspeichern
1419 können. Beispiel: "WriteToHomeRegistryFiles" = "true".
1422 Wenn Veränderungen an der Registratur von WINE gespeichert
1423 werden sollen, geschieht dies normalerweise automatisch,
1424 während WINE beendet wird. Allerdings werden die Änderungen
1425 dann nicht gespeichert, wenn WINE aufgrund eines Fehlers
1426 nicht korrekt beendet werden kann. Deswegen ist es möglich,
1427 mit dieser Variablen anzugeben, in welchem Zeitintervall das
1428 Programm die Registratur automatisch sichern soll. Die
1429 dieser Variablen übergebene Zahl wird als Zeitintervall in
1430 Sekunden interpretiert. Damit die Registratur also
1431 beispielsweise alle 10 Minuten automatisch abgespeichert
1432 wird, wäre diese Variable so zu setzen: "PeriodicSave" = "600".
1435 Mit dieser Variablen kann bestimmt werden, ob WINE lediglich
1436 solche Teile der Registratur sichern soll, die sich während
1437 der Laufzeit verändert haben oder ob immer die gesamte
1438 Registratur gespeichert werden soll. Das folgende Beispiel
1439 speichert die Registratur komplett:
1440 "SaveOnlyUpdatedKeys" = "false".
1443 Weil das Importieren einer großen Windows-Registratur ein relativ
1444 zeitaufwendiger Vorgang ist, empfiehlt es sich, die
1445 Windows-Registratur nur beim ersten Start von WINE zu importieren
1446 ("LoadWindowsRegistryFiles" = "true") und diese dann komplett von WINE
1447 speichern zu lassen ("SaveOnleUpdatedKeys" = "false"). Danach liegt die
1448 Registratur vollständig in WINEs eigenem Format vor, so dass bei
1449 späteren Starts von WINE auf den Import der Windows-Registratur
1450 verzichtet werden kann ("LoadWindowsRegistryFiles" = "false").
1452 7.9 Einstellung des Look and Feel
1454 Im Abschnitt Tweak.Layout der Konfiguration lässt sich durch die
1455 Variable WINELook bestimmen, welches Look and Feel von Windows
1456 durch WINE nachempfunden werden soll. Der Wert Win31 bewirkt, dass
1457 WINE alle Fensterelemente in dem Erscheinungsbild erzeugt, wie es
1458 von Windows 3.11 bekannt ist. Analog dazu bewirken die Werte Win95
1459 und Win98 ein moderneres Erscheinungsbild. Beispiel:
1462 "WINELook" = "Win98"
1465 7.10 Konfiguration der Windows-Console
1467 Im Gegensatz zu 16-Bit-Windows-Versionen ist es mit dem Win32 API wie
1468 unter UNIX möglich, Programme für den Textmodus zu erstellen, die
1469 unter Windows normalerweise in einem so genannten "MS-DOS-Fenster"
1470 ausgeführt werden (obwohl diese Programme nicht viel mit MS-DOS zu
1471 tun haben). Unter WINE verwenden solche Programme standardmäßig die
1472 Standardeingabe und -Ausgabe des Terminals, von dem aus WINE
1473 gestartet wurde. Im Abschnitt [Console] der Konfigurationsdatei ist
1474 es möglich, die Eigenschaften der Konsole für Windows-Programme
1478 Hiermit wird festgelegt, wie die Konsole zur Verfügung
1479 gestellt werden soll. WINE kann dazu das mit dem
1480 WINE-Prozess verbundene Terminal verwenden oder für jedes
1481 Windows-Programm, welches eine neue Konsole anfordert, ein
1482 neues Terminalfenster (wie z.B. xterm) starten. Im
1483 allgemeinen ist es zu empfehlen, für jede Konsole ein
1484 eigenes Terminalfenster zu verwenden, weil es zu
1485 unerwünschten Nebeneffekten kommen kann, wenn verschiedene
1486 Windows-Prozesse und WINE selbst das selbe Terminal
1487 verwenden. Es ist ferner möglich, die ncurses-Bibliothek zu
1488 benutzen, um bestimmte Eigenschaften, wie die Darstellung
1489 unterschiedlicher Farben, zu benutzen. Der Variablen Drivers
1490 kann zur Zeit eine Kombination aus den folgenden
1491 Schlüsselwörtern übergeben werden: tty, xterm und
1492 ncurses. Wenn mehrere diese Schlüsselwörter benutzt werden,
1493 sind diese durch das Plus-Zeichen voneinander zu
1494 trennen. Die Angabe tty bewirkt, dass WINE das Terminal für
1495 die Konsole verwendet, mit welchem der WINE-Prozess
1496 verbunden ist. Durch die Angabe xterm wird ein neues
1497 Terminalfenster geöffnet, wenn ein Windows-Programm eine
1498 neue Konsole anfordert. Die Angabe ncurses bewirkt, dass die
1499 ncurses-Bibliothek benutzt wird. Dies funktioniert nur, wenn
1500 die Unterstützung dafür beim Übersetzen des Programms
1501 aktiviert wurde. Beispiel: "Drivers" = "ncurses+xterm"
1504 Hiermit lässt sich angeben, welches Programm aufgerufen
1505 werden soll, um die Konsole in einem eigenen Fenster
1506 darzustellen (z.B. bei "Drivers" = "xterm"). Es lassen sich alle
1507 Terminalemulationsprogramme verwenden, welche die von xterm
1508 her bekannten Kommandozeilenargumente verstehen. Beispiel:
1509 "XtermProg" = "wterm".
1512 Mit der Variablen wird angegeben, wieviele Zeilen die
1513 Konsole nach ihrem Start haben soll. Beispiel:
1514 "InitialRows" = "24".
1517 Mit der Variablen wird angegeben, wieviele Spalten die
1518 Konsole nach ihrem Start haben soll. Beispiel:
1519 "InitialColumns" = "80".
1522 Hiermit lässt sich festlegen, von welchem Terminaltyp die
1523 ncurses-Bibliothek ausgehen soll. Typische Werte sind xterm
1526 7.11 Die Zwischenablage
1528 Das Konzept der Zwischenablage unterscheidet sich zwischen Windows
1529 und dem X Window System etwas. Um beispielsweise einen Text in die
1530 Zwischenablage zu stellen, wird dieser unter Windows normalerweise
1531 zunächst markiert und dann über einen Menübefehl in die
1532 Zwischenablage kopiert oder verschoben. Unter X stehen mindestens
1533 zwei Typen von Zwischenablage zur Verfügung. Nachdem ein Text dort
1534 markiert worden ist, steht er als so genannte primäre Auswahl zur
1535 Verfügung; er kann dann sofort in andere Anwendungen eingefügt
1536 werden (etwa durch Betätigung der mittleren Maustaste). Die
1537 Zwischenablage ist eine weitere Auswahl, in die Texte oder andere
1538 Daten von vielen X-Anwendungen aus kopiert und von dort aus wieder
1539 eingefügt werden können. Im Abschnitt [clipboard] der
1540 Konfigurationsdatei lässt sich bestimmen, wie die
1541 Windows-Zwischenablage mit der Zwischenablage des X Window Systems
1545 Wenn diese Variable auf true gesetzt ist, wird der Inhalt
1546 der Windows-Zwischenablage gelöscht und durch den Inhalt der
1547 Zwischenablage des X Window Systems ersetzt, falls in einer
1548 anderen X Anwendung etwas in die primäre Auswahl gestellt
1549 wird. Wird bei Verwendung dieser Einstellung also zunächst
1550 etwas mit einem Windows-Programm in die Zwischenablage
1551 gestellt und danach mit der Maus ein Text in einer X
1552 Anwendung markiert, so geht der ursprüngliche Inhalt der
1553 Windows-Zwischenablage verloren und es steht dort der mit
1554 der Maus markierte Text zur Verfügung. Falls die Variable
1555 auf false gesetzt ist, bleibt der Inhalt der Zwischenablage
1556 durch die Veränderung der primären Auswahl unberührt. Um
1557 dann beispielsweise einen Text von XEmacs nach Word zu
1558 kopieren, reicht es nicht aus, den Text in XEmacs zu
1559 markieren, sondern er muss dort explizit in die
1560 Zwischenablage kopiert werden, falls sich dort vorher eine
1561 Auswahl befand, die von einer Windows-Anwendung aus
1562 vorgenommen wurde. Beispiel: "ClearAllSelections" = "true"
1565 Nachdem WINE beendet worden ist, kann der Inhalt der
1566 Zwischenablage anderen X Programmen normalerweise nicht mehr
1567 zur Verfügung gestellt werden. Wenn diese Variable auf true
1568 gesetzt ist, startet WINE deswegen ein kleines
1569 Hintergrundprogramm (wineclipsrv) welches den Inhalt der
1570 Zwischenablage so lange verfügbar hält, bis dieser durch ein
1571 anderes Programm ersetzt wird und sich dann
1572 beendet. Beispiel: "PersistentSelection" = "true"
1574 7.12 Konfiguration des PostScript-Druckertreibers
1576 WINE kann zwei Typen von Druckertreibern verwenden, nämlich echte
1577 16bit Windows-Druckertreiber, wie Sie von Windows 3.11 oder Windows
1578 95/98 benutzt werden, oder einen eigenen PostScript- Druckertreiber,
1579 mit dem sich aus den meisten Windows-Anwendungen heraus im
1580 PostScript-Format drucken lässt. Diese PostScript-Ausgabe kann dann
1581 über die Spooler-Software des Systems (normalerweise lpr/lpd) auf
1582 einen direkt angeschlossenen oder fernen Drucker ausgegeben werden.
1584 Hinweise zur Verwendung von 16bit-Windows-Druckertreiber finden
1585 sich u.a. in der Datei printing im Unterverzeichnis documentation
1586 des WINE-Quellcodeverzeichnisses. Im folgenden soll lediglich auf
1587 die Konfiguration des eingebauten PostScript-Druckertreibers
1588 eingegangen werden (was generell sowieso bevorzugt wird).
1590 Zunächst ist das Vorhandensein des Druckertreibers anzumelden. Dazu
1591 sind in der Datei win.ini im Windows-Verzeichnis die folgenden
1592 Änderungen vorzunehmen:
1595 device=WINE PostScript Driver,WINEPS,LPT1:
1598 WINE PostScript Driver=WINEPS,LPT1:
1600 Falls Sie WINE ohne eine bestehende Windows-Installation verwenden,
1601 kann es sein, dass die Datei win.ini noch nicht existiert. In
1602 diesem Fall kann die Datei neu angelegt und die oben gezeigten
1603 Zeilen dort eingetragen werden. Falls die Datei bereits vorhanden
1604 ist, müssen die Abschnitte [devices] und [windows] in der Datei
1605 lokalisiert und um die oben gezeigten Zeilen ergänzt
1606 werden. Keinesfalls sollten die Abschnitte devices oder windows
1607 mehrmals in der Datei vorhanden sein.
1609 Damit auch von 32bit Programmen aus gedruckt werden kann, ist es
1610 notwendig, einige Einträge in der Registratur vorzunehmen. Diese
1611 Einträge sind in der Datei winedefault.reg im Wine-Hauptverzeichnis
1612 vorhanden und lassen sich mit dem Programm regedit, welches sich im
1613 Unterverzeichnis programs/regedit des Quellcodeverzeichnisses befindet,
1614 importieren. Falls noch nicht geschehen, ist regedit dazu zunächst zu
1615 übersetzen. Zu diesem Zweck ist in das Verzeichnis programs/regedit
1616 zu wechseln und dort der Befehl make einzugeben (dies setzt
1617 voraus, dass WINE bereits erfolgreich übersetzt wurde). Danach
1618 können die erforderlichen Schlüssel durch die Eingabe des folgenden
1619 Befehls importiert werden:
1621 ./regedit ../../winedefault.reg
1624 Bei dem Programm regedit handelt es sich um ein sogenanntes
1625 WineLib-Programm. Solche Programme benutzen WINE, um
1626 Windows-spezifische Funktionen verwenden zu können. Damit sie
1627 ausgeführt werden können, muss bereits eine funktionsfähige
1628 WINE-Konfiguration vorhanden sein. Dieser Schritt sollte also nicht
1629 durchgeführt werden, bevor die Erstellung der Konfigurationsdatei
1630 abgeschlossen und die Funktionsfähigkeit von WINE getestet worden
1633 Weiter wird eine so genannte PPD-Datei benötigt. Eine solche Datei
1634 beschreibt verschiedene Eigenschaften des Druckers und wird
1635 benötigt, damit WINE beispielsweise entscheiden kann, ob in Farbe
1636 oder in Schwarz-Weiß gedruckt werden kann. Wenn kein
1637 PostScript-fähiger Drucker benutzt wird, dann benötigt man eine
1638 PPD-Datei, welche die Eigenschaften des ghostscript-Treibers für
1639 den eingesetzten Drucker beschreibt, weil dieses Programm in der
1640 Regel zur Umwandlung von PostScript in das Druckerformat benutzt
1641 wird. Mit Debian stehen solche Dateien in dem Paket ppd-gs zur
1642 Verfügung. Wird dieses Paket benutzt, sollte vorher die Datei
1643 /usr/doc/ppd-gs/README gelesen werden.
1645 Eine Reihe von PPD-Dateien stehen unter der Adresse
1646 ftp://ftp.adobe.com/pub/adobe/printerdrivers/win/all/ppdfiles/ zur
1647 Verfügung. In dem Verzeichnis befinden sich selbstauspackende
1648 ZIP-Archive, die PPD-Dateien für Drucker verschiedener Hersteller
1649 enthalten. Diese Archive können mit dem Programm unzip(1) entpackt
1650 werden. Um beispielsweise die Datei hp.exe auszupacken, wäre
1651 folgender Befehl einzugeben:
1655 Danach ist die gewünschte PPD-Datei auszuwählen, hierbei muss
1656 u.U. ein wenig experimentiert werden, um optimale Ergebnisse zu
1657 erzielen. Die Datei kann dann beispielsweise in das Verzeichnis
1658 /usr/local/etc/ kopiert werden und muss WINE durch den folgenden
1659 Eintrag in der Konfigurationsdatei bekannt gemacht werden:
1662 "ppdfile" = "/usr/local/etc/HP4M3_V1.PPD"
1664 Falls sich die Datei in einem anderen Verzeichnis befindet oder
1665 einen anderen Namen trägt, ist der Wert für die Variable ppdfile
1666 natürlich entsprechend anzupassen.
1668 Schließlich benötigt WINE die Fontmetric-Dateien der Schriftarten,
1669 die auf dem Drucker (oder mit ghostscript) zur Verfügung
1670 stehen. Eine Reihe solcher Fontmetric-Dateien lassen sich unter
1671 Debian beispielsweise mit dem Paket tetex-extra installieren. Sie
1672 befinden sich nach der Installation unterhalb des Verzeichnisses
1673 /usr/share/texmf/fonts/afm. Sie haben normalerweise die
1674 Dateinamensendung .afm (Adobe FontMetric). Die zu verwendenden
1675 Dateien sind im Abschnitt [afmfiles] der Konfigurationsdatei
1676 anzugeben. Der Name jeder Datei ist dabei einer Variablen
1677 zuzuordnen, deren Name sich aus der Zeichenkette file und einer
1678 fortlaufenden Ziffer zusammensetzt. Bei der Auswahl der
1679 AFM-Dateien ist zu beachten, dass nur die Dateien angegeben werden
1680 brauchen, für die der entsprechende Font tatsächlich in der vorher
1681 definierten PPD-Datei genannt wurde. Die Bezeichnungen der Fonts
1682 befinden sich normalerweise in den Fontmetric-Dateien, die mit
1683 einem Texteditor betrachtet werden können. Der Anfang des
1684 entsprechenden Abschnitts in der Konfigurationsdatei könnte
1685 beispielsweise folgendermaßen aussehen:
1688 "file1" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/times/ptmb8a.afm"
1689 "file2" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/times/ptmbi8a.afm"
1690 "file3" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/times/ptmr8a.afm"
1691 "file4" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/times/ptmri8a.afm"
1692 "file5" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/helvetic/phvbo8an.afm"
1693 "file6" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/helvetic/phvb8a.afm"
1694 "file7" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/helvetic/phvb8an.afm"
1695 "file8" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/helvetic/phvbo8a.afm"
1696 "file9" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/helvetic/phvro8an.afm"
1697 "file10" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/helvetic/phvr8a.afm"
1698 "file11" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/helvetic/phvr8an.afm"
1699 "file12" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/helvetic/phvro8a.afm"
1701 Auch hier sind die Dateinamen natürlich an die tatsächlich
1702 benutzten Fontmetric-Dateien anzupassen. Der Druckertreiber sollte
1703 dann als WINE PostScriptDriver in den Druckdialogen der
1704 Windows-Anwendungen zur Verfügung stehen.
1706 7.13 Konfiguration des Spoolers
1708 Standardmäßig werden Druckdaten in eine Datei im aktuellen
1709 Arbeitsverzeichnis ausgegeben, deren Name der Bezeichnung des
1710 Druckeranschlusses unter Windows, auf den gedruckt wurde, entspricht.
1711 Im Abschnitt [spooler] der Konfigurationsdatei lässt sich die Ausgabe in
1712 eine andere Datei umlenken oder an ein anderes Programm weiterleiten.
1713 Dazu ist in dem Abschnitt der Name des Anschlusses als
1714 Variablenbezeichnung anzugeben (Beispiel: LPT1:) und dieser Variable
1715 der Name der Datei zu übergeben, in welche die Druckausgabe gelenkt
1716 werden soll. Um die Ausgabe an die Standardeingabe eines Programms zu
1717 übergeben, ist der Name des gewünschten Programms hinter dem
1718 Pipe-Zeichen (|) anzugeben.
1720 Wenn also beispielsweise die Ausgabe auf den Anschluss LPT1: an das
1721 Programm lpr übergeben werden soll, um sie dem Spooler zuzuführen,
1722 wäre in die Konfigurationsdatei folgender Abschnitt aufzunehmen:
1728 7.14 Multimedia-Konfiguration
1730 Die Multimedia-Architektur unter Windows besteht aus verschiedenen
1731 Typen von Treibern und Schnittstellen, die von Windows-Programmen
1732 benutzt werden können. Diese Architektur wird von WINE
1733 nachgebildet, wobei unterschiedliche Bestandteile mehr oder weniger
1734 vollständig vorhanden sind. Eine ausführliche Beschreibung der
1735 Multimedia-Architektur von WINE befindet sich in der Datei
1736 multimedia im Unterverzeichnis documentation/status des
1739 WINE stellt einen eigenen Treiber zur Ansteuerung der Soundhardware
1740 zur Verfügung. Diese Ansteuerung geschieht über die Gerätedateien
1741 /dev/dsp, /dev/audio, /dev/mixer usw. Deswegen muss darauf geachtet
1742 werden, dass Schreib- und Leseberechtigung für diese Dateien
1743 besteht, falls die Soundunterstützung von WINE benutzt werden
1744 soll. Der Treiber setzt auf die OSS- (Open Sound System) Treiber
1745 auf, die standardmäßig Bestandteil des Linux-Kernels sind.
1747 Bis auf die Bibliotheken winmm und mmsystem lassen sich alle
1748 anderen Komponenten des Multimediasystems auch aus einer
1749 bestehenden Windows-Installation verwenden. Dies ist vor allem bei
1750 einigen MCI-Treibern hilfreich, die in WINE noch nicht vollständig
1751 implementiert sind. MCI-Treiber werden geladen, wenn im Abschnitt
1752 [mci] der Datei system.ini im Windows-Verzeichnis Anweisungen in der
1753 folgenden Form stehen:
1757 sequencer=mciseq.drv
1759 Bei Verwendung einer bestehenden Windows-Installation sollten sich
1760 die entsprechenden Anweisungen dort bereits befinden. Wird ohne
1761 eine bestehende Windows-Installation gearbeitet, kann die Datei
1762 system.ini im Unterverzeichnis documentation/samples des
1763 WINE-Quellcodeverzeichnisses als Vorlage dienen. Durch die Variable
1764 mci im Abschnitt [options] der Konfigurationsdatei von WINE lassen
1765 sich die Definitionen aus der Datei system.ini überschreiben. Das
1766 ist sinnvoll, um bestimmte Treiber nicht zu laden, die in der Datei
1767 system.ini angegeben sind, weil diese Treiber mit WINE nicht
1768 richtig funktionieren. Dies ist zur Zeit mit dem MCI-Treiber
1769 videodisk der Fall. Um alle MCI-Treiber (bis auf videodisk) zu
1770 laden, könnte in die Konfigurationsdatei der also der folgende
1771 Abschnitt aufgenommen werden:
1774 "mci" = "CDAUDIO:SEQUENCER:WAVEAUDIO:AVIVIDEO:MPEGVIDEO"
1776 Ob ein Treiber aus einer bestehenden Windows-Installation geladen
1777 oder der von WINE zur Verfügung gestellte Treiber benutzt werden
1778 soll, kann wie bei Bibliotheken im Abschnitt DllOverrides der
1779 Konfigurationsdatei festgelegt werden, wie es weiter oben
1780 beschrieben wurde. Dabei ist zu beachten, dass die
1781 Dateinamensendung .drv bei Treibern - im Gegensatz zu Bibliotheken
1782 - mit anzugeben ist. Um beispielsweise die MCI-Treiber mciavi und
1783 mcianim aus einer bestehenden Installation zu laden und die übrigen
1784 Treiber von WINE zu verwenden, wären dem Abschnitt [DllOverrides]
1785 die folgenden Zeilen zuzufügen:
1787 "mciavi.drv, mcianim.drv" = "native, builtin"
1788 "mcicda.drv, mciseq.drv" = "builtin, native"
1789 "msacm.drv, midimap.drv" = "builtin, native"
1790 "mciwave.drv" = "builtin, native"
1793 7.15 Einrichten der Registratur
1795 Eine Reihe von Windows-Programmen und WINE selbst benötigen
1796 bestimmte Einträge in der Registratur, damit sie richtig
1797 funktionieren. Wenn WINE ohne eine bestehende Windows-Installation
1798 benutzt wird oder die Windows-Registratur nicht importiert werden
1799 soll, sind diese Einträge noch nicht vorhanden und müssen mit dem
1800 weiter oben bereits erwähnten Programm regapi importiert
1801 werden. Als Vorlage kann dazu die Datei winedefault.reg im
1802 Quellcodeverzeichnis von WINE dienen. Die Datei sollte jedoch
1803 daraufhin überprüft werden, ob alle dort angegebenen
1804 Laufwerksbuchstaben und Pfade stimmen, bevor sie importiert wird.
1805 Außerdem sollte in der Konfigurationsdatei natürlich festgelegt
1806 sein, dass die Registratur bei Beendigung des Programms gespeichert
1807 wird, damit die importierten Daten auch beim nächsten Aufruf von
1808 WINE zur Verfügung stehen. Danach kann in das Unterverzeichnis
1809 programs/regapi des Quellcodeverzeichnisses gewechselt werden. Dort
1810 ist das Programm zunächst durch Eingabe des Befehls make zu
1811 erstellen, falls dies noch nicht geschehen ist. Danach können die
1812 erforderlichen Daten mit dem folgenden Befehl importiert werden:
1814 ./regapi setValue < ../../winedefault.reg
1816 8 Aufruf von WINE und Kommandozeilenoptionen
1818 WINE lässt sich wie jedes andere Programm von der Kommandozeile aus
1819 aufrufen. Der Name des auszuführenden Windows-Programms ist WINE
1820 dabei an der Kommandozeile angeben. Programme, die sich in einem
1821 Verzeichnis befinden, das in der Variablen Path im Abschnitt WINE
1822 der Konfigurationsdatei aufgeführt ist, können dabei ohne Angabe
1823 des Pfadnamens aufgerufen werden. Die Angabe der Dateinamensendung
1824 .exe ist optional. Falls WINE also gestartet und das
1825 Windows-Programm winmine (Minesweeper) geladen werden soll, wäre
1826 der folgende Befehl einzugeben, vorausgesetzt, die Datei
1827 winmine.exe würde sich in einem Verzeichnis befinden, welches in
1828 der Variablen Path aufgeführt ist.
1832 Sollen Programme gestartet werden, die sich in Verzeichnissen
1833 befinden, welche nicht in der Variablen Path befinden, ist es
1834 erforderlich, den Pfadnamen mit anzugeben. Hier kann entweder der
1835 DOS-/Windows-Pfadname oder der UNIX-Pfadname benutzt werden. Die
1836 beiden folgenden Befehle würden also das gleiche bewirken, falls
1837 das Laufwerk C: dem UNIX-Verzeichnis /var/winroot zugeordnet wäre.
1839 wine c:\\windows\\winmine.exe
1840 wine /var/winroot/windows/winmine.exe
1842 Der Rückwärts-Schrägstrich hat für die Shell Bash eine besondere
1843 Bedeutung und wird deswegen normalerweise nicht an WINE
1844 übergeben. Durch die doppelte Angabe dieses Zeichens wird bewirkt,
1845 dass ein einfacher Schrägstrich übergeben wird. Datei- und
1846 Verzeichnisnamen enthalten unter Windows gelegentlich
1847 Leerzeichen. Auch hier ist es notwendig einen Trick anzuwenden,
1848 damit die Leerzeichen nicht dazu führen, dass die Shell die
1849 einzelnen Teile der Namen in verschiedenen Argumente zerlegt. Der
1850 folgende Befehl würde beispielsweise nicht zum gewünschten Ergebnis
1853 wine /var/winroot/Programme/Microsoft Games/RoA Trial Version/PACDEMO.EXE
1855 Hier würde die Shell WINE vier Argumente übergeben, nämlich
1856 /var/winroot/Programme/Microsoft, Games/RoA, Trial und
1857 Version/PACDEMO.EXE, woraufhin das zu startende Programm nicht mehr
1858 gefunden werden würde. Damit die Shell bei Leerzeichen keine
1859 Trennung durchführt, ist den betreffenden Leerzeichen ebenfalls ein
1860 rückwärtsgerichteter Schrägstrich voranzustellen:
1862 wine /var/winroot/Programme/Microsoft\ Games/RoA\ Trial\ Version/PACDEMO.EXE
1864 Falls Argumente dem zu startenden Windows-Programmen übergeben
1865 werden sollen, ist dem Programmnamen ein -- voranzustellen, um Wine
1866 das Ende der Wine-Optionen anzuzeigen (damit Wine nicht durch Programm-
1867 Optionen verwirrt werden kann, die evt. ebenfalls --XXX heissen).
1868 Um beispielsweise das Programm notepad.exe zu starten und diesem Programm
1869 das Argument readme.1st zu übergeben, wäre WINE so aufzurufen:
1871 wine -- notepad readme.1st
1873 Wenn mehrere Windows-Programme hintereinander gestartet werden sollen,
1874 muss WINE mehrmals hintereinander mit den entsprechenden Programmnamen
1875 als Argument aufgerufen werden.
1877 8.1 Kommandozeilenoptionen
1879 Neben den Namen der zu startenden Programme versteht WINE eine Reihe
1880 von Optionen, mit denen die Operation des Programms global beeinflusst
1881 werden kann. Diese Optionen werden direkt von WINE interpretiert
1882 und nicht an das aufzurufende Windows-Programm übergeben.
1885 Die Option bewirkt, dass eine Übersicht über die verfügbaren
1886 Optionen ausgegeben wird.
1889 Die Option bewirkt, dass die Versionsnummer von WINE
1892 --dll Bibliothek[,Bibliothek ...]=b|n[:Bibliothek[,Bibliothek,...]=b|n]
1893 Mit dieser Option lassen sich die Einstellungen aus dem
1894 Abschnitt [DllOverrides] aus der Konfigurationsdatei
1895 überschreiben, es kann also angegeben werdem, welche
1896 Bibliotheken aus einer bestehenden Windows-Installation
1897 geladen und welche direkt von WINE zu Verfügung gestellt
1898 werden sollen. Der Option ist ein Ausdruck zu übergeben,
1899 welcher aus den Namen der betreffenden Bibliotheken besteht,
1900 die durch Kommata (ohne Leerzeichen) voneinander getrennt
1901 werden. Danach folgt ein Gleichheitszeichen und daraufhin
1902 entweder der Buchstabe b, um zu bestimmen, dass die
1903 angegebenen Bibliotheken von WINE zur Verfügung gestellt
1904 werden sollen, oder der Buchstabe n, damit versucht wird,
1905 die Bibliotheken aus einer bestehenden Installation zu
1906 laden. Solche Ausdrucke können wiederholt angegeben werden,
1907 sie sind dann durch einen Doppelpunkt (ohne Leerzeichen)
1908 voneinander zu trennen. Sollen beispielsweise die
1909 Bibliotheken shell, commdlg und commctrl mit ihren
1910 zugehörigen 32bit Bibliotheken aus einer bestehenden
1911 Installation geladen werden und die Bibliothek advapi32 von
1912 WINE zur Verfügung gestellt werden, obwohl dies in der
1913 Konfigurationsdatei anders angegeben ist, so könnte man die
1914 Option so einsetzen:
1916 --dll commdlg,comdlg32,commctrl,comctl32,shell,shell32=n:advapi32=b.
1918 --debugmsg +|-foo,+|-bar
1919 Diese Option dient dazu, zu kontrollieren, welche Art von
1920 Informationen WINE zur Fehler- und Ablaufverfolgung ausgeben
1921 soll. Es stehen eine Reihe so genannter Kanäle zur Verfügung,
1922 deren Namen angezeigt werden, wenn die Option ohne weitere Angaben
1923 benutzt wird. Die einzelnen Kanäle entsprechen normalerweise
1924 unterschiedlichen Teilbereichen von WINE, deren Verhalten durch
1925 die Ausgabe bestimmter Informationen überprüft werden kann. Um
1926 beispielsweise die Meldungen für den Kanal file einzuschalten,
1927 wäre die Option --debugmsg +file zu benutzen. Wenn die
1928 Meldungen der Kanäle file und dosfs ausgegeben werden sollen,
1929 wäre --debugmsg +file,+dosfs anzugeben. Weitere Informationen
1930 hierzu befinden sich in der Datei debug-msg im Unterverzeichnis
1931 documentation des WINE-Quellcodeverzeichnisses. Zwei besonders
1932 wichtige Kanäle sind relay und snoop. Wenn der Kanal relay
1933 eingeschaltet ist, wird ausgegeben, welche Funktionen in WINE
1934 von Windows-Programmen mit welchen Parametern aufgerufen werden
1935 und welche Rückkehrwerte diese Funktionen liefern. Der Kanal
1936 snoop zeigt an, welche Funktionen aus echten
1937 Windows-Bibliotheken aufgerufen werden. Die Ausgabe des Kanals
1938 relay dient WINE-Entwicklern oft dazu, festzustellen, wo ein
1939 Fehler aufgetreten ist. Deswegen ist es ratsam, bei
1940 Fehlerberichten in die WINE-Newsgroup die letzten 200 Zeilen
1941 der Ausgabe von WINE mitzuschicken, die bei dem Aufruf des
1942 Programms mit der Option --debugmsg +relay vor Auftreten des
1943 Fehlers entstanden sind.
1947 WINE befindet sich zur Zeit noch mitten in der Entwicklung, weswegen
1948 viele Windows-Programme nur teilweise oder überhaupt nicht damit
1949 funktionieren. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden einige Programme
1950 sogar nie mit WINE funktionieren, beispielsweise weil sie eigene
1951 Windows-Treiber brauchen, die unter Linux nicht geladen werden können.
1952 Trotzdem funktionieren viele Windows-Programme ausgesprochen gut mit
1953 WINE und die Anzahl funktionierender Programme erhöht sich relativ
1954 schnell. Wenn ein Programm nicht wie gewünscht funktioniert, kann es
1955 deswegen hilfreich sein, die folgenden Fragen zu untersuchen:
1957 WINE funktioniert überhaupt nicht
1958 In bestimmten Paketversionen der C-Bibliothek (Version
1959 2.1.3) liegt ein Fehler vor, der dazu führt, dass WINE
1960 direkt nach dem Start mit Fehlermeldungen abbricht. Sie
1961 können das Problem beheben, indem Sie eine neuere Version
1962 der C-Bibliothek installieren oder die Variable LANG auf
1963 einen Wert setzen. Bei Verwendung der Bash kann dies
1964 beispielsweise durch Eingabe des folgenden Befehls
1965 geschehen: export LANG=de_DE.
1967 WINE funktioniert immer noch nicht
1968 Wenn Sie WINE auf die beschriebene Art installiert haben,
1969 sollten Sie überprüfen, dass sich nicht gleichzeitig noch
1970 eine andere, ältere Version des Programms auf dem Rechner
1971 befindet, welches u.U. von Ihrer Distribution mitinstalliert
1972 wurde. Dies könnte nämlich dazu führen, dass versucht wird,
1973 inkompatible Bibliotheken zu laden.
1975 Windows- und Windows/system-Verzeichnis sind nicht richtig angegeben
1976 Die Meldung Invalid path 'c:\windows' for windows directory
1977 besagt, dass im Abschnitt WINE der Konfigurationsdatei mit
1978 der Variablen Windows ein Windows-Verzeichnis angegeben
1979 wurde, welches nicht existiert. Es ist dann zu überprüfen,
1980 ob das Windows-Verzeichnis vorhanden ist und ob das
1981 Laufwerk, auf dem es sich befindet, dem richtigen
1982 UNIX-Verzeichnis zugeordnet ist.
1984 Die Zuordnungen der Laufwerksbuchstaben stimmen nicht
1985 Wenn beim Start von WINE Meldungen wie Warning:
1986 /var/winroot/windows/sol.exe not accessible from a DOS drive
1987 ausgegeben werden, teilt WINE mit, dass das auszuführende
1988 Programm sich in einem Verzeichnis befindet, das aufgrund
1989 der Zuordnungen in der Konfigurationsdatei mit keinem
1990 Laufwerk assoziiert ist. Es sollten dann die
1991 Laufwerkszuordnungen überprüft werden.
1993 Windows-Programme finden Einstellungen und Bibliotheken nicht
1994 Wenn WINE mit einer bestehenden Windows-Installation benutzt
1995 wird, ist es erforderlich, dass die Laufwerksbuchstaben
1996 unter Windows und WINE übereinstimmen. Falls ein Programm
1997 nämlich beispielsweise in der Registratur gespeichert hat,
1998 dass sich eine bestimmte Komponente im Verzeichnis
1999 C:\Windows\System befindet, dann ist es erforderlich, dass
2000 dieses Programm die Komponente auch unter WINE in dem selben
2001 Verzeichnis findet. Es ist jedoch möglich mit WINE
2002 zusätzliche Laufwerke zu verwenden (also z.B. das eigene
2003 Heimatverzeichnis einem Laufwerksbuchstaben zuzuordnen), die
2004 unter Windows nicht vorhanden sind.
2006 Spiele werden im Fenster dargestellt, obwohl Vollbild ausgewählt wurde
2009 Die meisten Spiele benutzen einen bestimmte Farbtiefe, in
2010 die Windows umschaltet, wenn das betreffende Spiel gestartet
2011 wird. Mit dem X Window System ist es leider nicht möglich
2012 die Farbtiefe während des laufenden Betriebs zu ändern,
2013 weswegen WINE die gewünschte Farbtiefe in einem Fenster
2014 emulieren muss, falls der X-Server nicht in der richtigen
2015 Farbtiefe läuft. Dadurch wird sehr viel Rechenleistung
2016 benötigt und außerdem kann nicht in einen Vollbildmodus
2017 geschaltet werden. Abhilfe schafft hier nur, den X-Server in
2018 der richtigen Farbtiefe zu starten, bevor WINE aufgerufen
2019 wird. Hierzu dienen die Optionen -bpp, bei X-Servern des
2020 XFree86-Projekts der Versionsfamilie 3.3.x bzw. -depth in
2021 der Versionsfamilie 4.0) Gelegentlich empfiehlt es sich
2022 auch, einen zweiten X-Server zu starten, was am einfachsten
2023 mit dem Befehl xinit(1) geschehen kann. Um beispielsweise
2024 das Programm q2test.exe mit WINE auf einem zweiten X-Server
2025 mit einer Farbtiefe von 8 Bit pro Pixel aus dem aktuellen
2026 Arbeitsverzeichnis zu starten, könnte der folgende Befehl
2027 benutzt werden (FIXME: nicht mehr korrekt ?):
2029 xinit /usr/local/bin/WINE q2test.exe --display :1 -- -bpp 8 :1
2031 Falls sich WINE in einem anderen Verzeichnis als
2032 /usr/local/bin befindet, ist der Befehl natürlich
2033 entsprechend anzupassen.
2035 Der DGA-Modus funktioniert nicht, obwohl X in der richtigen
2036 Farbtiefe ausgeführt wird; Spiele sind immer noch langsam
2037 Die Verwendung von DGA ist normalerweise nur dem
2038 Systemadministrator gestattet, das betreffende Programm muss
2039 also mit dessen Rechten ausgeführt werden. Alternativ dazu
2040 reicht es auch aus, Benutzern Schreib- und Leserechte auf
2041 die Gerätedatei /dev/kmem zu erteilen.
2043 Es ist kein Sound zu hören
2044 Zunächst sollte überprüft werden, ob die Soundunterstützung
2045 des Linux-Kernels richtig funktioniert, also ob es möglich
2046 ist, mit anderen Linux-Programmen die Soundkarte zu
2047 verwenden. Im nächsten Schritt kann überprüft werden, ob die
2048 Sound-Hardware von einem anderen Programm benutzt wird und
2049 WINE deswegen nicht darauf zugreifen kann.
2051 Weiterführende Informationen
2053 Die zentrale Web-Adresse für Informationen zu WINE ist
2054 http://www.winehq.com. Dort befinden sich Links zu vielen weiteren
2055 Dokumenten, wie einem WINE-FAQ, einem WINE-HOWTO, einer Anleitung zum
2056 Erstellen von Fehlerberichten und vieles mehr.